Full text: Westfälischer Kinderfreund

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Franzosen, kam endlich am 24. Oktober 1648 der Friede zustande, welchen 
man den westfälischen nennt. Im Rathause zu Münster wird noch der 
Friedenssaal gezeigt. Dort auf den gepolsterten Sitzen saßen einst die Ge¬ 
sandten bei ihren Beratungen; der kaiserliche Minister Graf von Traüt- 
mannsdorf, der brandenburgische Gesandte Graf Johann von Wittgen¬ 
stein und so viele andere, deren Bildnisse jetzt die Wände zieren. Da wurde 
denn endlich als Preis des vergossenen Blutes das Recht der freien Reli¬ 
gionsübung für Lutheraner und Reformierte in Deutschland verkündigt; 
nur der Kaiser wollte dieses Recht in seinen Erbstaaten nicht anerkennen und 
lieber Land und Leute verlieren. Die kirchlichen Güter, welche die Evange¬ 
lischen am 1. Januar 1624 in Besitz gehabt, sollten ihnen auch verbleiben. 
Aber den Franzosen sollte auch das schöne Elsaß verbleiben und den Schwe¬ 
den Vorpommern nebst andern Küstenländern an der Ost- und Nordsee. 
Den deutschen Fürsten wurde das Recht zugestanden, nach Gutdünken mit 
auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen und Kriege zu führen. Des 
alten Reiches Herrlichkeit war für immer dahin. Nicht lange- dauerte es, 
da durchzogen die Kriegsscharen des ländergierigen Ludwig XIV. von Frank¬ 
reich die schönsten Provinzen am Rheine und schalteten darin wie Räuber und 
Mordbrenner; Straßburg, die herrliche Grenzsestung, ist uns damals auch 
geraubt worden (1681); Schweden und Türken tummelten sich auf deutschem 
Boden umher, und es fehlte nicht viel, so hätte der Sultan seinen Halbmond 
auf dem St. Stephansdome der prächtigen Kaiserstadt Wien aufgepflanzt 
(1683). Die deutschen Kaiser thaten wenig für das Reich; hätte Branden¬ 
burgs großer Kurfürst nicht seine Augen offen gehalten, wer weiß, wohin 
es schon damals mit unserm Vaterlande gekommen wäre! 
^erleih uns Frieden gnädiglich, 
'o, Herr Gott, zu unsern Zeiten; 
Es ist ja doch kein andrer nicht, 
P Der für uns könne streiten. 
Fried' und gut Regiment, daß wir unter ihnen 
Ein geruhig's und stilles Sieben 
Führen mögen in aller Gottseligkeit 
Gieb unserm Fürsten und aller Vbrigkeit 
13. Gebet um Frieden. 
und Ehrbarkeit! Amen. 
(Strophe 1:) Luther. 
Pierer'sche HofbuchdruLerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.
	        
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