406 
32. Die letzten Freiheitskampfe. 
Am 31. Dezember des Jahres 1813, als der Glockenschlag die 
Stunde der Mitternacht verkündete, ertönte im Blücherschen Heere 
die Musik, ein Zeichen zum Ansbruch, und das neue Jahr wurde 
bewillkommnet von unsern Brüdern durch das Überschreiten des 
Rheins, des freien deutschen Rheins. Auch die beiden andern 
Heere setzten über den Fluß und zogen nach Frankreich. Es gab 
noch manches Gefecht zu bestehen, und mancher der Kampfenden 
fand ans französischem Boden sein Grab, ehe Paris erreicht wurde. 
Doch es wurde erreicht. Napoleon mußte seine Regierung nieder¬ 
legen, und er, dem nach dem Besitze Europas gelüstete, erhielt 
nichts weiter als die kleine Insel Elba, im mittelländischen Meere, 
westwärts von Italien gelegen, kaum sieben Meilen im Geviert 
umfassend. Hoffnung auf bessere Zeit nahm er mit in seine Ver¬ 
bannung. Die Verbündeten aber, nachdem sie in Paris den Frie¬ 
den abgeschlossen hatten, begaben sich nach Wien, wo ein Kon¬ 
greß sd. h. Zusammenkunft zu gemeinsamer Berathung) eröffnet 
wurde, durch welchen die Angelegenheiten Deutschlands geordnet 
werden sollten. Ein schweres Werk, das zu ordnen, was durch 
fünf und zwanzigjährige Unruhen war verwirrt worden. Doch 
kam man damit noch im folgenden Jahre zu Stande. Bei dieser 
Gelegenheit kam auch unter andern ein großer Teil der Lausitz 
an den König von Preußen. Diese hatte feit den Zeiten Karls IV. 
zu Böhmen gehört, war aber im 30jährigen Kriege an den Kur¬ 
fürsten von Sachsen gekommen, und jetzt wurde ein Teil derselben 
zur Provinz Brandenburg, ein anderer Teil zur Provinz Schlesien 
geschlagen. 
Ehe aber der Kongreß beendet war, kam auf einmal die Nach¬ 
richt nach Wien, Napoleon habe Elba verlassen und sei an der 
französischen Küste gelandet. So war es. Viele Franzosen waren 
ihm alsbald zugefallen. Sein Zug nach Paris glich einem 
Triumphzuge. Mit jedem Tage wuchs die Zahl seiner Anhänger 
und bald stand er an der Spitze eines Heeres, mächtig genug, 
die Sieger Frankreichs in Schrecken zu setzen. Ein neuer Kampf 
begann 'jenseits des Rheins. Viele tapfere Deutsche fielen. Doch 
die Schlacht bei Waterloo oder la belle Alliance, wo die Eng¬ 
länder unter Wellington ruhmvoll kämpften, und wo Blücher, der 
Held, in den Kampf wacker eingriff. entschied Frankreichs und 
Deutschlands Geschick, den 18. Juni 1815. Die Franzosen wur¬ 
den gänzlich geschlagen. Zu Paris wurde ein zweiter Friede ge¬ 
schloffen und Napoleon auf die den Engländern gehörige^ Insel 
St. Helena, westlich von Afrika, verwiesen, wo er 1821 gestorben 
ist. Im Anfange des Jahres 1841 wurden seine irdischen Über¬ 
reste nach Frankreich gebracht und daselbst unter großen Feierlich¬ 
keiten beigesetzt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.