-i-
— 219 —
benutzt, meist aber zu Werkstücken, Schnittsteinen oder Quadern zugerichtet-.
Zur Bearbeitung benützt man nicht selten Maschinen, die sog. Stein
bcarbeitungsmaschinen. W. Walter.
179. Die Gewinnung des Gipses.
In unserm Lande findet man den Gips an mehreren Stellen in mäch¬
tigen Lagern, so z. B. bei Vie, Château-Salins, Falkenberg, Metzerwiese,
Thedingen (Kreis Forbach) und Rohrbach, sowie bei Walteuhcim im Land¬
kreise Straßburg. Die Gewinnung geschieht größtenteils in unterirdischen
Gruben. Durch einen in den Berg führenden wagerechten Stollen öden
senkrechten Schacht wird das Gipslager aufgeschlossen. Mit Pulver oder
Dynamit werden die Felsen losgesprengt und in Stücke geschlagen. Starke-
mächtige Gipspfeiler, die man in der Grube stehn läßt, verhindern ein Ein
stürzen der Decke. Die gewonnenen Gipssteine werden mittels kleinen
Wagen, die ans Schienen laufen, zu Tage befördert.
In der Nähe des Grubeneingangs befindet sich vielfach der Gips¬
ofen. Er ist ein sog. Ringofen, welcher auch beim Brennen der Ziegel-
und Kalksteine Verwendung findet. Mit letztern ist der Gipsstein ganz nahe
verwandt. Gips ist nämlich eine Verbindung von Kalkerde mit Schwefelsäure,
weshalb er auch schwefelsaurer Kalk genannt wird. Außerdem enthält er
noch Wasser, welches mit ihm chemisch verbunden ist. Durch Brennen wird-
es ausgetrieben, ebenso wie beim Kalkbrennen die mit dem Kalkstein ver¬
bundene Kohlensäure entweicht. Durch das Entwässern erlangt der Gips-
die Fähigkeit, mit Begier wieder Wasser aufzunehmen und sich mit ihm zu
einer harten Masse zu verbinden. Hierauf beruht feine Anwendung zu
Stukkatur- und Verputzarbeiten, zu Figuren, Abgüssen, Verbänden, Dielen,
sowie zum Eingipsen eiserner Klammern u. dgl. in Stein. Während jedoch
beim Brennen des Kalks eine bis zur Weißglut sich steigernde Hitze von
etwa 1000° erforderlich ist, genügt beim Gipsbrennen eine weit geringere
Wärme. Man muß sich sogar hüten, den Gips allzustark zu erhitzen. Ge¬
schieht dies nämlich, so verliert er in gebranntem Zustande die Eigenschaft,
Wasser aufzunehmen und zu erhärten; man sagt alsdann, er ist tot-
gebrannt.
Aus dem Ofen werden die gebrannten Gipssteine in die daneben
liegende Mühle gebracht. Hier werden sie zunächst mit einem Hammer in
kleine Stücke zerschlagen. Nachdem dieselben sodann auf den Kollergüngen
noch mehr zerkleinert worden sind, werden fie auf Mühlen mit liegenden
Steinen zu einem feinen Mehl zermahlen. Dasselbe wird in Fässer oder
Säcke verpackt und so verschickt. Die totgebrannten Gipssteine, sowie solche,
welche sich zum Brennen überhaupt nicht eignen, werden ebenfalls gemahlen
und als Dungmittel in den Handel gebracht.
Außer diesem gewöhnlichen Gips, der in verschiedenen Farben auftritt.