Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten in Elsaß-Lothringen

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Papiermühle gegründet. 1607 kaufte dieselbe die Stadt an und betrieb 
sie auf eigne Rechnung. Daher haben auch die in dieser Zeit ge- 
fertigten Papiere als Wasserzeichen das Colmarer Stadtwappen. 
1445 wurde in Metz an der Mosel durch den Bürger Martin Georg 
eine Papierfabrik eingerichtet; zu ihr gesellten sich in der Folge noch 
andre in verschiedenen Orten des Herzogtums Lothringen. 1599 erließ 
Herzog Karl eine Verordnung, in welcher den Papierarbeitern das 
Verlassen des Herzogtums ohne besondere Erlaubnis und die Aus¬ 
fuhr aller zur Papier Verarbeitung erforderlichen Stoffe ausdrücklich 
verboten war. Er versichert bei dieser Gelegenheit, „daß das in 
seinem Lande zubereitete Papier berühmt wäre bei allen benachbarten 
Völkern." Die Erfindung der Buchdruckerkunst bewirkte allenthalben 
eine Vermehrung der Papierfabriken. Heute finden sich solche in 
Grendelbruch, Heiligenberg, Kogenheim, Rixheim, Ruprechtsau, 
Schweighausen (Kr. Hagenau), Türkheim und Löschersbach (Kr. Saar¬ 
gemünd). W. Walter. 
267. In der Ruprechtsauer Papierfabrik. 
n einem großen Saal werden die Lumpen oder Hadern, d. h. gebrauchte 
Leinen- oder Baumwollstoffe, einer mechanischen Reinigung unter¬ 
zogen. Diese Arbeit wird von Maschinen besorgt, die von einem gut 
verschließbaren Gehäuse umgeben sind. Die Lumpen werden zwischen 
eisernen, mit starken Zähnen besetzten Trommeln hindurch geleitet und dabei 
gewissermaßen gedroschen, um sie von den ihnen anhaftenden groben Schmntz- 
und Staubteilen zu befreien. Durch einen kräftig wirkenden Luststrom werden 
diese in einen Kanal geleitet und dort durch Wasserbrausen niedergeschlagen, um 
das Heraustreten in die freie Luft zu verhindern. Es folgt dann das Sortieren 
der Lumpen nach Güte, Farbe u. s. w. Diese Arbeit ist durch das vorher¬ 
gegangene Entstauben wesentlich erleichtert. Die sortierten Lumpen werden 
alsdann teils von Maschinen, teils von der Hand in Stücke von gleich¬ 
mäßiger Länge geschnitten. Die letztere Behandlungsart wird vorgezogen, 
weil bei ihr die Nähte, Knöpfe, Knoten und dgl. am besten ausgeschieden 
werden. Nachher gelangen die Tuchstosfe in eine 2., etwas anders geballte 
Entstaubungsmaschine, durch welche sie eine weitere Reinigung erfahren. 
Gehn wir weiter, so gelange« wir in einen Raum, in welchem uns 
große, kugelförmige Gefäße auffallen. Dieselben sind ans Schmiedeisen 
hergestellt und heißen Hadernkocher. Sic drehen sich langsam und beständig. 
Drinnen aber liegen die Hadern, wohl bis zu 1500 kg, in einer starken 
Lauge von Kalk und Kali. Heißer Dampf, welcher durch ein Rohr zugeleitet 
wird, bringt sie zum Kochen. Durch die Bewegung wird der Inhalt ordentlich 
durcheinander gerüttelt. Die Lauge und das mehrere Stullden andauernde 
Kochen bewirken, daß die Farbe der Lumpen zerstört und der fest anhaftende 
Schmutz gelöst wird.
	        
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