376
Sicherheit anzunehmen,, daß in Bälde noch andre Orte unsres Lands
diesem Beispiele folgen werden. Ebenso gewiß ist zu erwarten, daß einmal
die Zeit kommen wird, in welcher der Betrieb mittels Elektrizität auch
auf die Hauptbahnen ausgedehnt wird. M. Michel.
317. Unsre Wasserstraßen.
Unter Wasserstraßen versteht man die dem öffentlichen Verkehr dienenden
Gewässer, nämlich die schiffbaren Flüsse und die Kanüle. Erstere sind durch
die Natur entstanden, bedürfen aber meistens, um die Schiffbarkeit zu er¬
halten oder zu erhöhen, des menschlichen Eingreifens. Um für tiefergehcnde
Fahrzeuge die angeschwemmten Sand- und Steinmengen zu beseitigen,
sind Baggerungen erforderlich, falls die Schiffbarkeit nicht nach und nach
aufhören soll. Auch Uferbauten, Dämme u. s. w. sind fortgesetzt von¬
nöten.
Besonders große Aufwendungen und viele Anstrengungen in bezug auf
seine Unterhaltung erheischt der Rheinstrom. Auf der Strecke von Lauter¬
burg bis Straßburg treten besonders im Hochsommer an den verschiedensten
Stellen der Fahrrinne Sand- und Kiesbäuke in großer Ausdehnung zutage,
wodurch die Schiffahrt nicht nur erschwert, sondern oft sogar unmöglich ge¬
macht wird. Umsonst suchen Baggermaschinen in ununterbrochener Arbeit
dieser Launenhaftigkeit des Rheins mit Erfolg zu begegnen. Trotz der oben¬
erwähnten Hindernisse ist der Güterverkehr aus dem Rheine, wie dies na-
mentlich in den beiden Rheinhäfen Lauterburg und Straßburg zutage tritt,
ein sehr reger. 1900 betrug der Gesamtgüterverkehr in dein erstgenannten
Hasen nahezu 210000t. Noch größer war der Verkehr in dem mit gro߬
artigen Werfthallen, geräumigen Lagerplätzen und mächtigen Speichern aus¬
gestatteten Rheinhafen bei Straßburg, welcher durch einen besondern Bahnhof
an das reichsländische Eisenbahnnetz angeschlossen ist. Sein Güterverkehr
erstreckte sich 1900 auf rund 320000 t. Erfüllen sich die Hoffnungen betreffs
der Regelung des Rheins, so steht dem Straßburger Rheinhafen und damit
der Stadt ein gewaltiger Aufschwung bezüglich des Handels in sichrer
Aussicht. Dann wird Straßburg wieder, was cs im Mittelalter war: der
Hauptknotcnpunkt des Handels zwischen Nord- und Südeuropa, ferner
zwischen den Niederlanden und der Schweiz mit Italien. Weniger vom Ver¬
kehr in Anspruch genommen sind die beiden übrigen schiffbaren Flüsse des
Reichslands, die Jll und die Moder.
In Lothringen find die beiden Hauptflüsse Mosel und Saar kanalisiert,
d. h. durch Einbau von Wehren in bestimmte Abteilungen zerlegt, so daß
der freie Abfluß des Wassers unterbrochen ist. Jeder Fluß ist so gleicher¬
maßen in eine Reihe von Behältern geteilt, von denen jeder für sich schiffbar
ist. Die Höhenunterschiede werden durch Schleusen ausgeglichen. Der Ver¬
ehr auf Mosel und Saar ist ein recht beträchtlicher. Auf der Mosel wurden
beispielsweise 1900 nahezu 50 000 t befördert.