geschnitten und dann mit dem Pfropfeisen in der Mitte durchspalten. Das
keilförmig zugeschnittene Pfropfreis wird hierauf so eingesetzt, daß Rinde
auf Rinde und Bast auf Bast zu liegen kommen. Am Edelzweig beläßt
man 2—3 Knospen. Die Wundstelle wird gut verbunden und mit kalt-
flüssigem Baumwachs verstrichen. Wenn möglich, läßt man unterhalb der
Pfropistelle einige kleinere Zugäste stehn.
Das Pfropfen unter die Rinde geschieht erst dann, wenn sich die Rinde
gut lösen läßt. Das Pfropfreis wird unter die gehobenen Nindflügel ein¬
geschoben und die Wnndstelle nach dem Verbinden mit Baumwachs bedeckt.
Auch hierzu verwendet man Edelreiser, die im schlafenden Zustand, etwa im
Januar oder Februar, geschnitten worden sind.
130. Feinde und Freunde des Obstbaums.
Gar zahlreich sind die Feinde, welche unsre Obstbäume bedrohen und
fast alle Teile, besonders aber die Blätter, die Blüten und Früchte
beschädigen. Sie gehören teils dem Pflanzen-, teils dem Tierreiche an. Als
solche Schmarotzerpflanzen sind bekannt die auf den Bäumen vorkommenden
Moose, Flechten und Schwämme, einige Pilze, die Mistel u. a. Sie müssen
von den Bäumen ferngehalten werden, da sie denselben einen Teil der
Nahrung entziehen und dem Ungeziefer aller Art einen willkommenen
Unterschlupf bieten.
Von den Tierfeinden der Obstbüume sind besonders zu nennen: der
Maikäfer, der Kaiwurm, der Apfelblütenstecher, die Blutlaus und die
Raupen des Ningelspinners, des Goldafters, des kleinen und großen Frost,
spanners und des Apfelwicklers. Auch die Hasen richten durch Abnagen
der Rinde an jungen Bäumen oft großen Schaden an. Einbinden mit
Reiser oder ein geeigneter Anstrich — Rindsblut mit gleicher Menge
einer Mischung von Rindskot, rotem Ocker und Kalk — leistet hier gute
Dienste.
Der Kaiwurm ist die Larve des Apfelblütenstechers, eines kleinen
Rüsselkäfers. Dieser legt seine Eier in die Blütenknospen der Äpfel. Die
entwickelten Larven fressen die innern Teile der Blüten ans, wenn sich diese
nicht rasch entwickeln, was z. B. bei kaltem, nassem Wetter der Fall ist.
Das Weibchen kriecht im April am Stamme hinauf; es kann in dieser Zeit
durch Klcbgürtel gefangen werden. Zuverlässiger ist das Abklopfen, in den
frühen Morgenstunden vor Beginn der Blüte auf Tücher, welche unter den
Bäumen ausgebreitet sind.
Die Blutlaus siedelt sich in großer Zahl an den Wundrändern an,
befällt aber auch junge Bäume. Sie ist rötlichbraun und hinten m l Woll-'
haaren bedeckt. Beim Zerdrücken hinterläßt dieselbe einen roten Fleck. Sie
vermehrt sich sehr rasch und stark und ist unstreitig der gefährlichste Feind