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möglichst gleichkommt. Nun wird aber die Zimmerluft durch das Brennen
der Lampen, durch die Ausdünstung des Körpers und hauptsächlich durch
das Ausatmen fortwährend geschädigt und für das Einatmen unbrauchbar
gemacht. Es ist deshalb eine regelmäßige Erneurung durch Zufuhr reiner
Luft von außen her notwendig. Dies ist aber nur in solchen Wohnungen
recht möglich, die frei gelegen sind und ihre Luft nicht aus dumpfen Höfen
oder engen Gassen beziehen müssen.
Die Wohnung soll trocken sein. Feuchte Stubenluft nimmt die feinen
Wasserteilchen, die unser Körper fortwährend ausscheidet, nicht recht auf und
hat deshalb auf unsre Hauttätigkeit einen höchst nachteiligen Einfluß. Feuchte
Wände find auch kälter als trockene und begünstigen die Entwickelung des
Moders. In solchen Räumen holt man sich Rheumatismus, Katarrh und
unter Umständen noch schlimmere Leiden. Es empfiehlt sich daher, nicht in
neue, noch feuchte Wohnungen zu ziehen, ebenso nicht in solche, deren
Feuchtigkeit aus vorhandener Schiinmelbildung ersichtlich ist. Man wähle
nur vollkommen trockene Räume und bestimme hier wieder das trockenste
Zimmer zum Schlafzimmer.
Die Wohnung soll endlich zweckmäßig gelegen sein. Unerläßlich für
Me Gesundheit ist es, sich täglich einige Zeit im Freien zu bewegen.
Hundertfältige Erfahrung hat gezeigt, daß der weite Weg besonders für
öiesenigcn, welche sitzend arbeiten, gesundheitlich höchst vorteilhaft ist. Es
kann deshalb Beamten, Handwerkern, Fabrikarbeitern und überhaupt
allen, die durch ihren Beruf an geschlossene und nicht immer sehr gesunde
Räume gefesselt sind, nicht genug empfohlen werden, ihre Wohnung so zu
wählen, daß sie alltäglich zu einem kleinen Marsche genötigt sind.
Bietet sich außerdem die Möglichkeit, bei der Wohnung ein Stückchen
Garten oder Ackerland zu bebauen, so ist dies freudig zu begrüßen. Eine
solche Nebenbeschäftigung gewährt manche Annehmlichkeiten und wirtschaftliche
Vorteile. Auch ist sie in gesundheitlicher Hinsicht ersprießlich.
36. Die Reinhaltung der Wohnung.
Es genügt nicht, daß die Wohnung geräumig, hell, luftig und trocken
ist; sie muß auch rein gehalten werden.
Tag für Tag ist im Wohnzimmer der Boden mit einem Haarbescn
bei offenen Fenstern zu kehren, wobei die Ecken und die Stellen unter den
Möbeln besonders berücksichtigt werden müssen. Alsdann stäubt man mit
einem weichen, trockenen Tuche ab. Ist der Boden geölt oder angestrichen,
so wird er nach dem Kehren mit einem feuchten Tuche aufgezogen. Nach
dem Mittagessen wird das Zimmer, wenigstens unter dem Tische, nochmals
gekehrt. Der Ofen wird im Winter noch vor dem Reinigen des Zimmers
ausgeputzt und zum Anfeuern gerichtet, falls dies nicht schon am Abend
vorher geschehen ist.