16
Die Griechen
vermochte endlich auch öie einzelnen Stämme öes zerrissenen Griechen-
Volkes einanöer zu nähern. Die Nachbarstämme eines solchen (Drts, öie
Hmphiftiorten, ö. h. öie Umwohnenöen, taten sich zu gemeinsamen Festen
unö zu gemeinsamem Schutz öes Heiligtums zusammen. So versammelten
sich öie Ionier an öer asiatischen Rüste einmal alljährlich im Tempelbezirk
öes Pofeiöon am Vorgebirge Ittyfale, unö ebenso scharten sich ihre Brüöer,
öie Inselionier, um öas uralte Heiligtum Hpollons auf öer Insel Delos,
Ivo öer <5ott öer Sage nach geboren mar. Hber auch anöere Stämme
schlössen sich an, unö in öer größten öieser flmphittionien, öie zum Schutz
öes öelphischen Heiligtums errichtet warö, saßen öie Dorier von Sparta mit
öen 3oniern von Athen unö öen äolischen Stämmen öer Böotier, phokier
unö Thessalier zusammen, Freilich waren öas keine Zrieöensbünönisse,
unö oft genug befehöeten sich öie Mitglieöer einer solchen Kmphiktionie
aufs bitterste, aber sie lernten sich öoch als Brüöer fühlen, was sich auch
öarin zeigte, öajz sie im Kriege öas Trinkwasser einanöer nicht ab-
schneiöen unö ihre Stäöte nicht völlig zerstören öurften. vor
"veiphi" allem trug öie öelphifche Hmphiktionie sehr viel zur Einigung öes
Griechenvolkes bei, seitöem es etwa vom 8. Jahrhunöert ab bei öen Grie¬
chen Sitte warö, in allen wichtigen Dingen öen Gott um Hat zu fragen;
hier, wo aus allen Gauen Griechenland öie Besten unö Mächtigsten sich
versammelten, um aus öem Ittunöe öer Pythia öen willen öes Gottes zu
vernehmen, haben öie Griechen zuerst gefühlt, öajz sie eines Stammes unö
eines Blutes waren.
Wettspiele (Ebenso aber war es bei öen großen nationalen Wettspielen, von öenen
wenigstens öas älteste unö angesehenste, öie $eier in ©lympia, noch ins
8. 3ahrhunöert zurückreichte. Seit öen ältesten Zeiten lag öen Griechen
allen öie $reuöe an schönen unö kraftvollen Gestalten im Blut. IDetteifernö
öie Kräfte miteinanöer vor öen staunenöen Zuschauern zu messen, er-
schien ihnen als öas höchste, unö hochgeehrt warö öer, öer aus solchem
Kampf als Sieger hervorging. Gegen öas Enöe öes 8. Jahrhunöerts taten
sich zuerst öie Stämme im Westen öes Peloponnes zu gemeinsamen Wett¬
spielen in öer weiten Ebene öes fllpheios in ©lympia am großen Altar öes
Zeus zusammen: im Sprung, im Lauf, im Diskuswurf, im Speerfchleuöern
unö Hingen erprobte hier öie Iugenö ihre Kraft, unö wer als Sieger aus öem
Sünftampf hervorging unö mit öem Blätterfranz öes heiligen (Ölbaums ge¬
krönt warö, öer warö als Wohltäter seines Stammes oöer seiner Staöt geehrt,
für öie er ewigen Huhm erstritten hatte. Balö traten öie öorischen Herren öes
Ostens hinzu, unö nach unö nach erweiterte sich öer Kreis öer Teilnehmer,
öer schon im 7. 3ahrhunöert alle Griechen umfaßte. Alle vier Jahre im
August strömte aus allen griechischen Gauen öie aölige JugenÖ zum Wett-
fampf herbei unö mit ihr eine gewaltige Masse von Zuschauern. Ieöe Kehöe
schwieg in öieser Zeit, unö Gottesfrieöe herrschte in ©lympia wie auf allen
Zufahrtstraßen. Wohl tvuröen später noch artöere ähnliche Spiele eingerichtet,