34 Das Handwerk. — Der Vater gibt dem Sohne seine Uhr. — Nützliche Lehren. 
30. Das 
1. Ein Handwerk soll der Bub' nicht 
treiben; 
denn dazu ist er viel zu gut; 
er kann so wunderniedlich schreiben, 
ist so ein feines junges Blut. 
2. Nur ja kein Handwerk, — Gott 
bewahre I 
Das gilt ja heute nicht für fein: 
„Und wenn ich mir's am Munde spare, 
er muß schon etwas Bess'res sein!" 
3. Das ist derwundePunktderZeiten: 
ein jeder will auf's hohe Pferd; 
ein jeder will sich nobel kleiden, 
doch niemand seinen Schneider ehrt.' 
31. Der Vater gibt 
1. Deine Tag' und Stunden stoffen, 
nicht gemessen, nur genossen, 
nicht gezählt nach Schlag und Uhr, 
wie ein Bach durch Blumenflur. 
2. Aber ernster wird das Leben, 
und ich will die Uhr dir geben; 
trage sie, wie ich sie trng, 
unzerbrochen lange genug I 
3. Daß sie dir mit keinem Schlage 
von verlornen Stunden sage! 
Unersetzlich ist Verlust 
des Geschäfts und auch der Lust. 
Handwerk. 
4. DerHände Arbeit kam zu Schanden, 
Der Arbeitsbluse schämt man sich; 
das rächt sich noch in deutschen Landen, 
das rächt sich einmal bitterlich. 
5. Das Handwerk hat noch goldnen 
Boden, 
hält es nur mit dem Zeitgeist Schritt, 
folgt es den Künsten und den Moden, 
und bringt man Liebe zu ihm mit. 
6. Wenn Bildung sich und Fleiß ver¬ 
mählen, 
und tut der Meister seine Pflicht, 
mögt Ihr es zum Beruf erwählen; 
es ist das Schlechteste noch nicht. 
Aus der deutschen Töpferzeitung. 
dem Sohne seine Uhr. 
4. Sohn! der Tag hat Stunden viele, 
so zur Arbeit, wie zum Spiele; 
gib das Seine jedem nur, 
und du freuest dich der Uhr. 
5. Selber hab' ich mit den Stunden 
mich so weit nun abgefunden, 
daß ich ohne Glockenschlag 
sie nach Notdurft ordnen mag. 
6. Zähle du für mich die Stunden! 
Und auch jene, die geschwunden, 
kehren schöner mir zurück, 
wenn du sie dir zählst zum Glück. 
F. Rückert. 
32. Nützliche Lehren. 
1. G)o nichts ist, kommt nichts hin. was nicht ist, das kann 
werden. 
Von zwei unbemittelten Brüdern hatte der eine keine Lust und keinen 
Mut, etwas zu erwerben, weil ihm das Geld nicht zu den Fenstern herein¬ 
regnete. Er sagte immer: „wo nichts ist, kommt nichts hin." Und so war 
es auch. Er blieb sein Leben lang der arme Bruder wonichtsist, weil es 
ihm nie der Mühe wert war, mit einem kleinen Ersparnis den Unfang zu 
machen, um nach und nach zu einem größeren Vermögen zu kommen. So 
dachte der jüngere Bruder nicht. Der pflegte zu sagen: „was nicht ist,
	        
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