Full text: Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen

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dem Gelde weg; er fürchtete sich, der Kauf möchte sie gereuen, und 
sie möchten ihm das Geld wieder abnehmen. Im Gehen aber sah er 
oft hinter sich, ob ihm nicht jemand nacheile. 
Nun hatten die Bauern vergessen zu fragen, was der Maushund 
esse. Darum schickten sie dem Wandersmann in Eile einen nach, der 
ihn deshalb fragen sollte. Als nun der mit dem Gelde sah, daß ihm 
jemand nachlaufe, eilte er nur destomehr. Der Bauer aber rief ihn: 
von ferne zu: „Was isset er? Was isset er?" Jener antwortete: „Wie 
man's beut! Wie man's beut!" Der Bauer aber verstand: „Vieh 
und Leut! Vieh und Leut!" Er kehrte in großem Unmut heim und 
zeigte das dem Rate, seinen gnädigen Herren, an. Diese erschraken 
sehr darüber und sprachen: „Wenn er keine Mäuse mehr hat, so wird 
er unser Vieh fressen und endlich uns selber, ob wir ihn schon mit 
unserm guten Gelde an uns gekauft haben!" Sie hielten deswegen 
Rat über die Katze und wollten sie töten. Es hatte aber keiner das 
Herz, sie anzugreifen.. Endlich beschlossen sie einmütig, die Burg, in 
welcher die Katze sich befand, mit Feuer zu vertilgen; denn ein ge¬ 
ringer Schaden wäre besser, als daß sie alle um Leib und Leben 
kommen sollten. Und damit zündeten sie ihr eignes Schloß an. 
Als aber die Katze das Feuer roch, sprang sie zu einem Fenster 
hinaus, kam davon und floh in ein andres Haus. Das Schloß aber 
brannte vom Boden hinweg. Niemand war in größerer Angst als 
die Schildbürger, da sie des Maushundes nicht los werden konnten. 
Sie hielten aufs neue Rat, kauften das Haus, in dem die Katze jetzt 
war, und zündeten es auch an. Aber die Katze entsprang auf ein 
Dach; da saß sie eine Weile und putzte sich nach ihrer Gewohnheit 
mit der Tatze den Kops. Die Schildbürger aber meinten, der Maus¬ 
hund hebe die Hand auf und schwöre, daß er solches nicht ungerächt 
lassen wolle. Da nahm einer einen langen Spieß, um damit nach 
der Katze zu stechen. Sie aber ergriff den Spieß, und fing an, an 
demselben herabzulaufen. Darüber entsetzten sich die Bürger und die 
ganze Gemeinde, liefen davon und ließen das Feuer brennen. Dieses 
verzehrte das ganze Dorf bis auf ein einziges Haus; die Katze aber 
kam gleichwohl davon. — 
Die armen Bürger waren in großer Not: Hab und Gut waren 
dahin; dazu fürchteten sie den Eid und die Rache des Maushundes. 
Sie fanden deswegen nichts Besseres, als andre Wohnungen zu suchen, 
wo sie vor dem Untier sicher bleiben könnten. So verließen .sie ihr 
Vaterland mit Weib und Kind, und zogen von einander, der eine da, 
der andre dort hinaus, und ließen sich an vielen Orten nieder. Und 
seit dieser Zeit gibt es Schildbürger in der ganzen Welt.
	        
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