117
Kinder auch. Die Kleinsten klettern gar auf die Bänke. Und so
ein Knirps ist's auch, der zuerst losplatzt: „Dees iis ne Schuster
Girg sei Kalb'l. Dees hat d'r Braun kaaft. Der tut's schlacht'n!"
Ich: „Nun denkt euch mal die arme Kuhmutter. Wie hat sie sich
gefreut, als sie vor ein paar Wochen so'n hübsches Kälbchen kriegte.
Und nun — nun hat man's ihr weggenommen, und nie, nie kriegt
sie ihr liebes, kleines Kälbchen wieder zu sehen!" „Da wird se
schöi bäik'n (schreien)!" kommt wieder eins. Und ein anderes: „Wüie
Abb. 38 a.
se von kloin Richter s'Kälb'l g'holt Ham, hat de K(o)uh drei Toog
immerzu g'schrien!" „Ja, das ist schlimm für so'ne arme Kuh¬
mutter, daß sie nicht reden kann. Sonst würde sie wohl den Fleischer
recht, recht bitten —!" „Nehmt mir doch mein Kälbchen nicht
fort! Ich hab's doch so lieb. Und draußen kann's fallen; es hat
ja noch so schwache Beine. Oder es kriegt Hunger und kann nicht
saugen. Oder die bösen Stechfliegen stechen es ganz blutig. Ach
laßt mir's doch!" „So hat die arme Knhmutter draußen beim
Schuster-Girg in Bärendorf wohl auch sagen wollen; aber sie hat
nichts weiter herausgebracht als —!" „mu! mu!" „Und der
Fleischer hat nicht verstanden, was die arme Kuhmutter meinte,
wenn sie mu! mu! machte, und da hat er das Kälbchen eben fort¬
geschleppt. Nun ist sie ganz traurig und klagt immer!" „Ach,
warum habt ihr mir mein Kälbchen weggenommen! Und warum
bringt ihr's nicht wieder?" „Aber so kann sie ja nicht sprechen,
drum macht sie's immer bloß —!" „mu! mu! mu!" — — —
Ich schreibe das mu nun an der Wandtafel vor, deutsch für