Full text: Die Unterklasse einer zweiklassigen Volksschule im Lichte der Arbeitsidee

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Kinder auch. Die Kleinsten klettern gar auf die Bänke. Und so 
ein Knirps ist's auch, der zuerst losplatzt: „Dees iis ne Schuster 
Girg sei Kalb'l. Dees hat d'r Braun kaaft. Der tut's schlacht'n!" 
Ich: „Nun denkt euch mal die arme Kuhmutter. Wie hat sie sich 
gefreut, als sie vor ein paar Wochen so'n hübsches Kälbchen kriegte. 
Und nun — nun hat man's ihr weggenommen, und nie, nie kriegt 
sie ihr liebes, kleines Kälbchen wieder zu sehen!" „Da wird se 
schöi bäik'n (schreien)!" kommt wieder eins. Und ein anderes: „Wüie 
Abb. 38 a. 
se von kloin Richter s'Kälb'l g'holt Ham, hat de K(o)uh drei Toog 
immerzu g'schrien!" „Ja, das ist schlimm für so'ne arme Kuh¬ 
mutter, daß sie nicht reden kann. Sonst würde sie wohl den Fleischer 
recht, recht bitten —!" „Nehmt mir doch mein Kälbchen nicht 
fort! Ich hab's doch so lieb. Und draußen kann's fallen; es hat 
ja noch so schwache Beine. Oder es kriegt Hunger und kann nicht 
saugen. Oder die bösen Stechfliegen stechen es ganz blutig. Ach 
laßt mir's doch!" „So hat die arme Knhmutter draußen beim 
Schuster-Girg in Bärendorf wohl auch sagen wollen; aber sie hat 
nichts weiter herausgebracht als —!" „mu! mu!" „Und der 
Fleischer hat nicht verstanden, was die arme Kuhmutter meinte, 
wenn sie mu! mu! machte, und da hat er das Kälbchen eben fort¬ 
geschleppt. Nun ist sie ganz traurig und klagt immer!" „Ach, 
warum habt ihr mir mein Kälbchen weggenommen! Und warum 
bringt ihr's nicht wieder?" „Aber so kann sie ja nicht sprechen, 
drum macht sie's immer bloß —!" „mu! mu! mu!" — — — 
Ich schreibe das mu nun an der Wandtafel vor, deutsch für
	        
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