Full text: Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen

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und wehret den Knaben 
und reget ohn' Ende 
die fleißigen Hände 
und mehrt den Gewinn 
mit ordnendem Sinn 
und füllet mit Schätzen die duftenden Laden 
und dreht um die schnurrende Spindel den Faden 
und sannnelt im reinlich geglätteten Schrein 
die schimmernde Wolle, den schneeichten Lein 
und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer 
und ruhet nimmer. 
15. Der Negersohn. 
(Wilh. Stern.) 
Ein Neger, der in den dänischen Besitzungen an der Küste 
Afrikas wohnte, war durch Unglücksfälle in schwere Schulden geraten 
und fah, da er von dem Gläubiger gedrängt ward, kein Mittel, sie 
zu bezahlen. „Ich habe nichts weiter," sagte der unglückliche Mann, 
„als meine Person. Willst du also, so verkaufe mich." 
Der hartherzige Gläubiger ergriff ihn sogleich und verkaufte 
ihn. Daraus ward er mit andern Sklaven an einer gemeinschaftlichen 
Halskette, wie es Sitte war, eingeschmiedet und nach dem Strande 
geführt. Hier blieb er, bis das Schiff, welches die Sklaven nach 
Westindien bringen sollte, seine ganze Ladung eingenommen hatte. 
Vor der Abfahrt aber kam ein junger Neger, von mehreren 
seiner Verwandten begleitet, zum Strande und erklärte, daß er willens 
sei, für einen der hier versammelten Neger einzutreten. Der herbei¬ 
gerufene dänische Arzt untersuchte den jungen Mann und erklärte, 
daß der Umtausch für den Sklavenhändler von großem Vorteil sei. 
Nun rief man den verlangten alten Neger herbei. — Welch ein Auftritt, 
als der Sohn seinen Vater in Ketten erblickte, ihn: um den Hals fiel 
und Tränen der Freude weinte, daß er so glücklich sei, seinen Vater 
noch erlösen zu können! Die Kette ward geöffnet, der Vater befreit 
und der Sohn eingeschmiedet. Dieser war vollkommen ruhig und bat 
den Vater dringend, sich seinetwegen nicht im mindesten zu betrüben. 
Der Arzt aber teilte den merkwürdigen Vorfall tiefbewegt dem dänischen 
Statthalter mit, unb dieser, von gleicher Menschenliebe durchdrungen.
	        
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