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vorgefunden wird, gewinnt man es in kleinern und großem
Stücken vermittelst Hacke, Hammer und Meißel, oder man
sprengt gewaltige Blöcke selbst mit Pulver ab. Das gro߬
artigste dieser Salzbergwerke ist das zu Wieliczka in Galizien,
welches sich in einer Länge von 3300 m bei einer Breite von
1200 m und einer Dicke von 400 m unter diesem Städtchen
hinzieht. Dasselbe ist schon seit der Mitte des 13. Jahrhunderts
im Betrieb und besteht aus sieben übereinanderliegenden Stock¬
werken, von denen das erste 60 m unter der Oberfläche be¬
ginnt. Sämtliche Stockwerke sind hier in Steinsalz ausgehauen
und bilden eine große Menge von Gängen und Höhlen, die sich
nach allen Seiten erstrecken. Aus einer Kammer kann man
vermittelst Treppen oder Leitern in die andere gelangen.
Gegen 500 Arbeiter und viele Pferde sind in diesem Berg¬
werke beschäftigt und fördern jährlich wohl 100 Mill. kg Salz
zu Tage. In dem ersten Stockwerke befindet sich die Antonius¬
kapelle, in welcher alle Zierate aus Salz ausgehauen sind; an
hoben Kirchenfesten wird darin Gottesdienst abgehalten. Auch
ein Festsaal mit Galerien, Säulen und Kronleuchtern aus Stein¬
salz ist dort eingerichtet. In einem alten Gedenkbuch sind
bedeutende Ereignisse, die das Bergwerk betreffen, verzeichnet,
so die Besuche von Fürsten und sonstigen hervorragenden
Persönlichkeiten, Musikaufführungen, Feuersbrünste u. s. w.
Im Jahre 1868 kam das Bergwerk in große Gefahr durch das
Eindringen gewaltiger Wassermassen, welche man angeschlagen
hatte; durch mühevolles, längeres Auspumpen vermittelst starker
Dampfmaschinen wurde mau endlich des Wassers Herr und
konnte den regelmäßigen Betrieb wieder aufnehmen. — Andre
bedeutende Salzbergwerke finden sich zu Bochnia bei Krakau,
ferner in Französisch-Lothringen, in Italien, Spanien, Kußland
und Württemberg. Preußen besitzt das wichtigste Salz werk
in Staßfurt bei Magdeburg; Hokenzollern hat ein solches in
Stetten bei Haigerloch.
Auch aus dem Meerwasser und aus salzhaltigen Quellen
wird Salz gewonnen. In den Ozeanen ist wenigstens 21/2°/0
Salz enthalten, an ganz flußarmen Stellen bis zu 5 %. Die
Gewinnung des Seesalzes lohnt sich jedoch nur da, wo man
die Sonnenwärme zum Verdunsten des Meerwassers benutzen
kann, so z. B. an den Küsten des Mittelmeeres, an denen so¬
genannte Salzgärten angelegt werden. Zunächst wird das
Meerwasser bei der Flut durch einen Kanal in ein Sammel¬
becken geleitet. Bei eintretender Ebbe schließt man das Ein¬
gangstor und verhindert auf diese Weise das Zurückfließen.
Aus dem Sammelbecken leitet man dasselbe in andere flache
Gruben, in denen es durch die Einwirkung der Sonnenhitze
und besonders der heißen südlichen Winde zum Verdunsten
gebracht wird, dann scheidet sich das Salz in kleinen Würfeln ab.