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2. Streben nach der Königswürde. Kurfürst Friedrich Hl. war
der Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten. Er herrschte über ein
Land, das größer war als manches Königreich. Nun wurde in jener Zeit
der Kurfürst von Sachsen König von Polen. Friedrich HL selbst trug viel
dazu bet, daß Wilhelm von Omnien König von England wurde, und endlich
wurde der Herzog von Hannover zum Kurfürsten ernannt. Da regte sich
auch im Herzen Friedrichs III. der Wunsch nach der Königskrone. In
Wien wollte man von einer Rangerhöhung des Kurfürsten von Branden¬
burg lange nichts wissen. Doch der Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges
bewog den Kaiser, endlich seine Zustimmung zu geben: dafür aber sollte
Friedrich HI. ihm 10 000 Mann Hilfstruppen in diesem Kriege gegen
Ludwig XIV. stellen.
3. Die Krönung. Der 18. Januar 1701 wurde für die denkwürdige
Feier bestimmt. Mit großem Gefolge begab sich Friedrich mit seiner Ge¬
mahlin Sophie Charlotte nach Königsberg. Am Krönungstage legte er
den glänzendsten königlichen Schmuck an, setzte dann in Gegenwart der
Großen seines Landes sich und seiner Gemahlin die goldene Krone selbst aufs
Haupt, um anzudeuten, daß er seine königliche Würde niemand auf Erden
zu verdanken habe. Darauf begab sich der feierliche Zug nach der Schlo߬
kirche. Nach Predigt und Gesang knieten der König und die Königin vor¬
dem Altar nieder und empfingen die Salbung.
4. Dem Volke ward nach der Krönung ein Fest bereitet. Das Tuch,
womit der Weg vom Schlosse nach der Kirche bedeckt war, wurde ihm
überlassen. Für 18000 Mark wurden Krönungsmünzen von Gold und
L-ilber mit den Bildnissen des Königs und der Königin ausgeteilt. Aus
dem Markte wurde ein großer Ochse gebraten, welcher mit Hasen, Rehen,
Schafen, Ferkeln und Hühnern gefüllt war. Daneben fprudelte aus zwei
Adlern roter und weißer Wein. Die Annen Königsbergs empfingen
3000 Mark; außerdem wurde zum Andenken an diesen Tag das Waisen¬
haus zu Königsberg und ein großes Armenhaus zu Berlin gegründet.
Zum Schluß wurde im ganzen Lande ein Dank-, Buß- und Betfest
abgehalten, wozu der König selbst den Text der Predigt aus den Psalmen
gewählt hatte: „Alle Menschen, die es sehen, werden sagen: Das hat
Gott getan, und merken, daß es sein Werk ist."
5. Stiftung des Schwarzen Adlerordens. Am Tage vor der
Krönung wurde der Schwarze Adlerorden gestiftet. In der Stiftungs¬
urkunde heißt es: Der Adler, der König der Vögel, trägt als Sinnbild der
Gerechtigkeit in der einen Klaue einen Lorbeerkranz, in der andern den Blitz
und Über dem Haupte den Wahlspruch: SU UM CUIQUE (Jedem das Seine).
Der Kranz deutet auf die Belohnungen, der Blitz aus die Strafe. „Jedem
das Seine" weist hin aus die Unparteilichkeit, nach welcher dieselben jedem
nach Verdienst zuteil werden sollen. Dieser Orden ist noch heute die höchste
Auszeichnung in Preußen.