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durch einen schnellen Schlag Bewegung mitteilen, während ein auf demselben liegen¬
des Federmesser ohne Bewegung bleibt. Eisenbahnzüge, die in schneller Bewegung
sind, können nicht plötzlich still stehen. Soll einem ruhenden Körper Bewegung
oder einem sich bewegenden Ruhe mitgeteilt, also ihr Beharrungsver¬
mögen überwunden werden, so gehört dazu eine gewisse Zeit. — Ein Hin¬
dernis der Bewegung ist die Reibung. Darunter versteht man den Wider¬
stand, welcher sich bewegenden Körpern dadurch entgegengestellt wird,
daß die Unebenheiten der sich berührenden Körper ineinander greifen.
7. Schwerkraft. Wirft man einen Stein in die Höhe, so fällt er nach einiger
Zeit doch wieder auf die Erde nach deren Mittelpunkt zu. Sie übt eine gewisse An¬
ziehung, die man Schwerkraft nennt, auf alle Körper ans, und sie haben das Be¬
streben, sich in senkrechter Richtung nach ihrem Mittelpunkte zu be¬
wegen. Diese Eigenschaft derselben nennt man ihre Schwere. Maurer-
lot. Setzwage. Hagelkörner, die ans einer bedeutenden Höhe herabfallen, kommen
mit großer Kraft auf der Erde an. Darum: Je bedeutender die Höhe ist, aus
der ein Körper herabfällt, mit desto größerer Kraft kommt er unten an.
— Ein leichter Wagen läuft anfänglich langsam, dann aber immer schneller und
schneller eine Anhöhe hinab. Das Fallen ist eine beschleunigte Bewegung/
Ein frei fallender Körper legt in der ersten Sekunde etwa 5 m, in der zweiten 3 x
5 in, in der dritten 5 X 5 rn zurück. Er fällt in 2 Sekunden durch einen 4 x, in
3 Sekunden durch einen 9 X und in 4 Sekunden durch einen 16 X so großen Raum
als in einer Sekunde. Die Geschwindigkeit eines in die Höhe geworfenen Körpers
nimmt in demselben Verhältnis ab. — Die Schwerkraft der Sonne sucht alle
Planeten an sich zu ziehen. Die Planeten ziehen wieder ihre Monde an. So ver¬
bindet die allgemeine Schwer kraft (Gravitation) alle Weltkörper zu einem
Ganzen und erhält ihre Bewegungen in unabänderlicher Ordnung. —
Bindet man einen Stein an einer Schnur fest und schwingt ihn an derselben im Kreise
herum, so fühlt man, wie er an der Schnur zieht und das Bestreben hat, sich von
dem Mittelpunkte des Kreises zu entfernen. Das ist die Flieh- oder Wurfkraft,
die jetzt häufig in sogenannten Schwung- oder Schlendermaschinen verwandt
wird. — Vermöge der Schwere übt jeder Körper einen Druck auf seine Unterlage
ans. Diesen Druck eines Körpers auf seine Unterlage nennt man sein
Gewicht. Das Gewicht eines Körpers ist um so größer, je mehr Masse er hat. Ein
Centner hat 50 mal so viel Masse als ein kg.
8. Der Schwerpunkt. Ein Schankelbrett, auf dem sich zwei gleich schwere
Kinder schaukeln wollen, muß so über einen Zaun oder Klotz gelegt und unterstützt
werden, daß es frei schwebt. Ist das Brett an beiden Enden gleich schwer, also regel¬
mäßig, so muß die Mitte unterstützt werden. Jeder Körper hat einen Punkt, um
welchen alle Teile desselben sich das Gleichgewicht halten. Das ist der Schwer¬
punkt. Ist derselbe unterstützt, so befindet sich der Körper im Gleichgewicht. Der¬
jenige Punkt, dessen Unterstützung schon hinreicht, den Körper im Gleich¬
gewicht zu erhalten, heißt Schwerpunkt. Wenn ein Körper in seinem
Schwerpunkte unterstützt wird, so befindet er sich im Gleichgewicht und
steht. Er fällt, sobald der Schwerpunkt nicht unterstützt ist. Soll ein
Körper recht fest stehen, so wird er nicht nur in einem Punkte, sondern in einer
kleinern oder größern Fläche (Unterstützungsfläche) unterstützt. Auf zwei Füßen
können wir fester stehen als auf einem. Vierfüßiger Tisch. Ein Körper steht um
so fester, je größer seine Unterstützungsfläche ist. — Gerät ein Wagen mit
beiden Rädern einer Seite in einen tiefen Graben, so fällt er um, weil seine Uuter-
stützungsfläche kleiner wurde, und ein Lot von seinem Schwerpunkt die Unterstützungs¬