fullscreen: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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und Edeln gefangen. Sv erkämpfte er endlich dem Lande Ruhe und?- 
durch eine kräftige Regierung brachte er die Kurpfalz zu neuem Glanz, 
und Ansehen. Er starb 1476. 
38. Das Mahl 
Der Pfalzgraf sah vom hohen Schloß 
In die abendlichen Gelände: 
Goldgelbe Saat die Ebne durchfloß, 
Wein deckte die Hügelwändc. 
Und plötzlich erblickte er rothen Schein, 
Es wogte wie brennende Fluthen: 
So seltsam bricht nicht der Abend herein 
Mit seinen flammenden Gluthen! 
O nein, das ist kein Wiederlicht 
Bon funkelnden Sonnenstrahlen! 
Sieh, manche Dampfessäule bricht 
Braunflackernd auf in den Thaten! 
Ja, das ist lichterloher Brand! 
Rings glühn der Verwüstung Zeichen! 
Und Boten kommen daher gerannt, 
Den Schloßherrn zu erreichen. 
Sie rufen: „Kurfürst, hemme den Mord, 
O, steure dem Feuerschaden, 
Denn Metz und Speyer sengen dort 
Mit Württemberg und Baden!" — 
Wohl hört der starke Friedrich den Ruf, 
Stets siegreich ist er gewesen: 
Biel Neis'ge auf Rosten mit schnellem 
Huf, 
Viel Kriegsvolk hat er erlesen. 
Er führt sie Nächtens ins Feld hinein, 
Thalwärts geht's lange Stunden, 
Und wo sich der Neckar einet dem Rhein, 
Hat Morgens den Feind er gefunden. 
Das war kein lang durchdachter Plan, 
Das war frischkeckes Beginnen! 
Die Schlacht hub dort urplötzlich an: 
Wer wagt, der muß gewinnen! — 
Das war ein kurzes und wildes Gefecht! 
Sein Volk schlüpft unter die Pferde: 
Aufschlitzt es den Rosten die Bäuche 
nicht schlecht; 
Die Reiter stürzen zur Erde. 
Und wer sich auch erhebt und lebt, 
Der kann doch nimmer entlaufen: 
Hier Welle, dort Woge! — Hei, wie 
das bebt! 
„Ergebt Euch, sonst müßt Ihr er¬ 
saufen!" — 
zu Heidelberg. 
So fing Herr Friedrich mit seinem Troß. 
Zwei Bischöfe und zwei Grafen: 
„Hoch auf dem Heidelberger Schloß 
Dort sollt Ihr mir speisen und schlafen! 
Und als sie dort saßen beim Abcndstrahl,. 
Da rief der Kurfürst mächtig: 
„Nun rüstet, ihr Diener, das Sieges¬ 
mahl, 
Und rüstet es reich und prächtig!" — 
Wohl sahn die Gefangenen düster drein,. 
Dock rücken sie an die Tische; 
In hohen Pokalen perlet der Wein, 
Es dampfen Wildbrät und Fische. 
Der Sänger erhebt zur Harfe den Sang, 
Es tönen die Hörner und Flöten, 
Doch bleiben die Gäste traurig und bang. 
Sie harren in stillen Nöthen. 
Der Kurfürst nur scherzt voll Uebermuth: 
„Genießt, Ihr Herren, der Stunden: 
Der Wein ist edel, die Schüsseln sind gut, 
Laßt Speis' und Trank Euch munden! 
„Bei Gott, Ihr eßt und trinket nicht! 
Geschah nicht nach meinem Gebote? 
So redet, was dem Mahle gebricht?" — 
Sie sprechen: „Es fehlt am Brote!" — 
Da hebt sich Friedrich ernsthaft groß. 
Und donnert: „Das ist Eure Schande! 
Jst's nicht genug mit Stich und Stoß? 
Ihr wüthet auch mit dem Brande! 
„Ihr habt verwüstet durch Feuersgluth 
Die goldnen Gottessaaten, 
Es sind — Schmach Eurem frevlen 
Muth — 
Die Scheunen in Flammen gerathen! 
„Dem Landmann habt Ihr die Hütten 
versengt, 
Ihr habt ihm das Dasein vernichtet: 
In Bande bleibt Ihr eingezwängt, 
Bis Ihr ihm die Schuld entrichtet! 
„Gott gab mir ob solcher Sünde den 
Sieg: 
Solch Unrecht kann nicht dauern! 
Und führt Ihr wieder schnöden Krieg, 
Dann schont die armen Bauern!" 
(Wslfgauz Müller von Königiwinter.) 
—2E- 
Von 1437 an folgten in Deutschland nur Kaiser aus dem habsbur- 
gi sehen (österreichischen) Hause. Ein solcher -war auch Ma.rhn1- 
Iiaa I, welcher von 1493—1Ö19 regierte. Deutschland hat ihm viele nütz-
	        
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