Full text: Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie (Bd. 2)

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zieht. Aus diesen Hauptverkehrswegen beruhte von jeher die Bedeutung der öster¬ 
reichischen Residenz und Hauptstadt Wien (2 Millionen). Infolge seiner günstigen 
Lage ist Wien der Haupthandelsplatz der österreichischen Monarchie. Seine Industrie 
umfaßt alle Zweige, leistet aber besonders Vorzügliches in feinen Mode- und Luxus¬ 
waren. Auch aus den Gebieten der Kunst und Wissenschaft nimmt es durch seine Univer¬ 
sität, seine Technische Hochschule und wertvolle Museen die erste Stelle ein. Die Lage am 
Fuße der Alpen und am breiten Donaustrom, herrliche Baudenkmäler und Anlagen 
machen Wien auch zu einer schönen Stadt, von welcher der Wiener mit Stolz sagt: 's gibt 
nur a Kaiserstadt, 's gibt nur a Wean. 
3. Die Kcrwstkcrnöer. 
Im Südosten gehen die südlichen Kalkalpen in den Karst, eine unfrucht¬ 
bare, diinn besiedelte Hochebene, über, die wie der Jura aus den Höhen unter 
Wassermangel leidet. Zwar fällt viel Regen, aber das Wasser verschwindet in 
den unterirdischen Hohlräumen. Unter den vielen Höhlen des Gebirges ist die 
Adelsberger Grotte die größte. An den Karst schließen sich die D i n a r i - 
schen Alpen an, ebenfalls ein ödes, rauhes Kalkgebirge, dessen Höhen nur 
magere Weiden für Schafe und Ziegen bieten. Steigt man aber in die Täler 
oder an die Küste hinab, so befindet man sich plötzlich in einer anderen Welt. 
Da gedeihen Mais, Wein, Oliven und andere Mittelmeergewächse. Die Bevöl¬ 
kerung des flachen Landes besteht aus Slowaken, Kroaten und Serben, also aus 
Südslawen; in den Städten und an der Küste überwiegen die Italiener. 
Auch die Kommandosprache auf der österreichischen Kriegsflotte ist italienisch. 
Dem Karstgebiet gehören folgende österreichischen Länder an: 
a) Krain. Nahe bei der Hauptstadt Laibach liegt I d r i a, eines der er¬ 
giebigsten Quecksilberwerke der Erde. d) Das Küstenland. Die Hauptstadt 
T r i e st (230 000) ist der bedeutendste Seehasen Österreichs. Von hier aus ziehen 
wichtige Eisenbahnlinien zum Donaugebiet; Triest ist der Endpunkt des Land¬ 
wegs von der Ostsee zum Mittelmeer. An der Südspitze der Halbinsel Istrien 
öffnet sich die Felsenbucht von Pola; dieser vortreffliche natürliche Hasen ist 
heute der erste Kriegshasen der Monarchie, c) Dalmatien ist ein schmaler Küsten- 
streisen mit schwer zugänglichem, armem Hinterland. Die Bevölkerung lebt 
hauptsächlich vom Fischfang. Die Bewohner der dicht vorgelagerten Inseln sind 
treffliche Seeleute. Aus dieser Gegend erhält die österreichische Kriegsflotte ihre 
erprobteste Bemannung, ck) Bosnien und Herzegowina sind ganz von Gebirgen 
durchzogen. In den Eichen- und Buchenwäldern mästet man große Schweine¬ 
herden. Der Boden ist reich an Braunkohlen und Erzen. In den Flußtälern 
wird Weizen, Mais und Tabak angepflanzt. 
y 4. Die gfcaxpatextZäxxbev. 
a) Der große Gebirgszug der Karpaten, die nordöstliche Fortsetzung der Alpen, 
beginnt an der Marchmündung bei der P r e ß b u r g e r Pforte, wo ihn die 
Donau zum ersten Mal durchbricht, und endet am engen Durchbruchstal des 
Eisernen Tores. Die Karpaten sind ein Hochgebirge, das zwar von Glet¬ 
schern frei, aber in den höheren Tälern von großer Wildheit ist. In der Hohen 
Tatra erreichen die Karpaten eine Höhe von 2700 m. Einen besonderen 
Schmuck des Gebirges bilden die vielen, tief in Felsenmulden eingebetteten Seen, 
Meeraugen genannt. Der Außenrand der Karpaten dacht sich langsam zur nord¬ 
europäischen Tiefebene ab und entsendet zahlreiche Flüsse: zur Ostsee die
	        
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