Full text: Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie (Bd. 2)

III. Unsere Marine 
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auch nicht den längsten Mann der Kompagnie neben dein kleinsten marschieren 
und gibt nicht dem einen ein ganz altes und dem andern ein neues Gewehr 
in die pand. Ohne gleiche Geschwindigkeit, gleiche Drehfähigkeit und andere 
Manövriereigenschaften, gleiche Waffen, gleiche Panzerstärken läßt sich der 
Gesechtswert eines Geschwaders nicht vollkommen ausnutzen. Dafür nur 
ein Beispiel: pat der Geschwaderchef vier Schiffe mit Z8-cm-Kanonen und 
ebensoviele, die mit zo-cm-Geschützen ausgerüstet sind, so muß er dem 
feinde gegenüber in vielen Gesechtslagen so handeln, als ob alle seine Schiffe 
zo-cm-Geschütze hätten; denn sonst würde er die Schiffe mit den kleineren 
Geschützen überhaupt nicht ausnützen können. Ebenso ist es mit der Ge¬ 
schwindigkeit: das ganze Geschwader muß sich nach den langsamsten Schiffen 
richten, denn sonst würden diese zurückbleiben, und der Zusammenhang des 
Geschwaders wäre aufgelöst. Darin liegt eben die Stärke des Geschwaders, 
daß es immer eng zusammengefaßt wird und einheitlich alle Bewegungen 
ausführt, schießt und vorgeht. 
Die neuzeitlichen großen Linienschiffe führen acht bis zwölf Geschütze 
ganz großen Kalibers, daneben noch sogenannte Mittelartillerie und leichte 
Artillerie. Die Hauptsache sind aber die schweren Geschütze. Aufgestellt 
sind sie paarweise in drehbaren panzertürmen, und zwar so, daß sie entweder 
alle oder ein großer Teil von ihnen zugleich nach derjenigen Seite gerichtet 
werden können, wo der Feind fährt. Ein beträchtlicher Teil der Geschütze 
kann auch nach vorn oder nach hinten gerichtet werden. Die Hauptsache 
ist aber der Breitseitkampf. fahren die Linienschiffe eines Geschwaders 
hintereinander, also in Kiellinie — das ist eine der häufig benutzten Ge¬ 
fechtsordnungen —, so könnten, wenn z. B. jedes Schiff zehn schwere Geschütze 
hat, die sich in der modernsten Aufstellung befinden, von allen zugleich Ge¬ 
schosse gegen den Feind abgefeuert werden. Rechnet man eine Minute für 
jeden Schuß, so würde das Geschwader innerhalb sünf Minuten 400 Schuß ab¬ 
geben. Dazu kämen darin noch die mittleren und kleinen Geschütze. Man 
kann sich also vorstellen, wie in einer großen Seeschlacht die Panzergeschosse 
und Granaten hageln. 
Mehrere Geschwader zusammen pflegt man als eine Flotte zu be¬ 
zeichnen. Eine genaue Grenze ist hierbei nicht zu ziehen. Solange es irgend 
geht, führt ein einziger Admiral, der Flottenchef, der auf einem besonderen 
Linienschiff, dem Flottenflaggschiff sich befindet, den ganzen Flottenverband. 
Werden es aber zu viele Schiffe, so daß er sie nicht mehr übersehen kann, 
so werden besondere und selbständig arbeitende Verbände gebildet. Nach 
unserm Flottengesetz soll die deutsche Pochseeflotte bestehen aus drei Linien¬ 
schiffsgeschwadern, die Neserveflotte aus zweien. 
Damit alle diese Schiffe wirklich ein festgeordnetes Ganzes bilden und 
in jeder Lage das Nichtige tun, damit sie gut schießen und manövrieren, ist 
langjährige Übung notwendig. Die deutsche Flotte hat in Friedenszeiten 
unausgesetzt und mit großem Ernste geübt. Immer war es das Streben 
der Führer, die Übungen so zu gestalten, wie die Verhältnisse im Kriege 
es voraussichtlich erfordern würden. Die Kriegsbereitschaft voll zu er¬ 
reichen, bildete das Ziel, und ist, das können wir sagen, erreicht worden.
	        
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