Full text: Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie (Bd. 2)

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Östlich vom Niger beginnt der Flach sudan, dessen tiefste Stelle der T s a d s e e 
einnimmt. Dieser See ist ein fast vertrockneter, mit Schilfdickichten bedeckter Sumpf, 
der aber zur Regenzeit gewaltig anschwillt und eine Fläche von etwa 30 000 qkm 
ausfüllt. Sein größter Zufluß ist der Schart. Der Flachsudan ist wegen der größeren 
Entfernung vom Meer ärmer an Niederschlägen als die Küstenlandschaft. Daher tritt 
auch hier der Ackerbau zurück; das Grasland und damit die Viehzucht herrschen vor. 
Nur in der Umgebung des Tfadfees finden wir fruchtbares, wohlbestelltes Ackerland. Die 
Neger treiben dort als Hausgewerbe besonders die Anfertigung von Lederwaren: Wasser¬ 
schläuche für die Wüstenreifenden, Sandalen und Pferdegeschirre. Im östlichen Sudan 
steigt das Land wieder zu größeren Höhen an. 
Oberguinea. Anders ist die stufenförmige Abdachung des Hochsudans zur 
Küste von Guinea. Über dem Meerbusen vonGuinea ist die Wolkenbildung sehr stark; 
daher empfangen die Randgebirge des Hochsudans reiche Niederschläge und sind 
mit riesigen Urwäldern bedeckt. Kautschuklianen umschlingen die Bäume; wert¬ 
volle Hölzer (afrikanisches Mahagoniholz und Ebenholz) finden sich in den Wäl¬ 
dern. An den Flüssen und in der Küstenebene Oberguineas ist das Haupt¬ 
gebiet der Ö l p a l m e, des nützlichsten Baumes der afrikanischen Westküste. In 
den Wäldern und an den Flußniederungen hausen Elefanten, Nashörner und 
Flußpferde; auf den Bäumen leben die menschenähnlichen Affen Gorilla und 
Schimpanse. Der von der dichten Negerbevölkerung angebaute Boden bringt 
Bohnen, Mais, Jams (eine Knollenfrucht), Hirse, Bananen und Erdniisse hervor. 
Die Küste Oberguineas ist flach, ungesund und wegen ihrer gefährlichen Brandung 
schwer zugänglich. 
Bevölkerung und staatliche Verhältnisse. Der Sudan ist die Heimat des Negers. 
Kennzeichen der Negerrasse sind die weiche, sammetartige, dunkelfarbige Haut, die vor¬ 
bringenden Kiefer, die platte Nase, der große Mund mit den dicken Lippen und das kurze, 
schwarze Wollhaar. Die Neger leben von Viehzucht und Feldbau. Sie sind genügsam, 
aber auch sehr träge und arbeiten nicht mehr, als gerade nötig ist, um den täglichen 
Unterhalt zu erwerben. In der Behandlung des Eisens zeigen sie ziemliche Fertig¬ 
keit. Die Wohnungen sind meist bienenkorbartige Hütten aus Lehm, Binsen und Stroh. 
Die meisten Sudanneger sind Mohammedaner. Sie haben sich zu Staaten zusammen¬ 
geschlossen; auch größere Städte und Märkte sind an einigen Orten entstanden. In den 
Sudan teilen sich drei Kolonialmächte: England, Frankreich und Deutschland. Aus Sene- 
gambien werden Erdnußöl und Gummi arabicum ausgeführt. T i m b u k t u am Rand der 
Wüste ist ein wichtiger Markt; hier wird hauptsächlich Salz gegen Gold, Kautschuk, Öl und 
Ebenholz umgetauscht. Einzelne Küstenstrecken von Oberguinea wurden nach den Pro¬ 
dukten benannt, welche früher der Kaufmann dort vorzugsweise holte. So unterschied 
man eine Pfeffer-, Zahn-, Gold- und Sklavenküste. In den letzten Jahrzehnten wurden 
diese Gebiete mit Ausnahme der freien Negerrepublik Liberia von den Engländern, 
Franzosen und Deutschen besetzt. Deutschland erwarb im Jahre 1884 Togo und 
Kamerun. 
Togo bildet einen Teil der ehemals durch ihren Menschenhandel berüch¬ 
tigten Sklavenküste. Zwischen dem britischen Aschantiland und dem fran¬ 
zösischen D a h o m e eingeschnürt, erstreckt sich diese unsere kleinste Kolonie bis 
zum 11° n. B. und umfaßt bei einer durchschnittlichen Breite von 160 km und 
einer südnördlichen Ausdehnung von 600 km einen Flächenraum von 90 000 qkm, 
kommt also an Größe dem Königreich Bayern gleich. Die Küstenstrecke ist 
nur 50 km lang. Der einzige größere Fluß, der Volta, bildet die Westgrenze, 
gehört aber mit seinen beiden Ufern uni) mit seiner Mündung zum englischen 
Gebiet. Die Dampfer, welche die Kolonie aufsuchen, müssen des flachen 
Strandes und der tobenden Brandung wegen auf hoher See ankern. Die 
Landung ist für Personen und Güter mit den größten Gefahren verbunden. Um 
den fehlenden Hafen zu ersetzen, wurde eine 300 m lange Landungsbrücke bis über 
die Brandungsgrenze ins Meer hinausgebaut. Handel und Verkehr Togos haben
	        
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