183 
hier nur der Jägersmann seinem Erwerbe nach. Und das mußte 
ein verwegener Jäger sein, der die Schlupfwinkel der Vogel und 
des Wildes aufsuchte; oft genug drang er mit einem Kahn nicht 
durch, und der Fuß des Wanderers versank! — Jetzt ist das 
Oderbruch vielfach von Wegen und Stegen durchschnitten. La 
mals sah man höchstens Streifen über den braunen Teppich sih 
schlängeln, die dem Auge wie Fußsteige erschienen, und gewöhn 
lich hatte nur der Fuchs oder das Reh sie getreten. Schritt 
ein Mann über den moorigen Boden hin, so konnte er leicht 
Unglück haben, wenn er nicht wußte, wo er seitwärts biegen oder 
einen Sprung wagen mußte, um eine Baumwurzel zu fassen. — 
Jetzt wird das Auge erfreut durch den Anblick zahlreicher Meie 
reien und Dorfschaften. Damals ragten nur gewaltige Felsblöckc 
hier und da in die Luft. Von diesen Steinen (es sind Wanden 
steine) sieht man jetzt nichts mehr; ab und zu nur stößt die Pflug 
schar auf einen. Im Laufe der Jahrhunderte sind sie fortge- 
schafft und benutzt worden. Man hat sie verwandt zum Bau von 
Kirchen oder sie in die Erde versenkt, um Brunnen oder Grund¬ 
mauern zu bauen. 
Städte, die in der Nähe des Oderbruchs liegen und von hier 
aus mit Feld- und Gartenfrüchten versehen werden, sind Küstrin, 
Wriezen, Freienwalde und Oderberg. Küstrin, eine Festung, liegt 
am Einfluß der Warthe in die Oder, Oderberg am Nord - Ende 
des Bruchs. Die Höhenzüge, welche das Oderbruch zu beiden 
Seiten scharf begrenzen, treten bei Oderberg nahe an den Strom 
heran und geben derselben eine malerische Lage. Sie breitet sich 
unmittelbar am linken Ufer der alten Oder aus. Die Höhen sind 
steil und bilden senkrechte Wände, die wie Felsmassen aussehen, 
aber aus Lehm bestehen. Weit werden von ihnen die Häuser der 
Stadt überragt. Theile derselben ziehen sich in die Schluchten 
der Berge hinein. — Unterhalb Schwedt, wo auf ähnliche Weise 
die Ränder des Stromthales scharf hervortreten, verläßt die Oder 
die Mark Brandenburg. 
3. Die Oder in Pommern. 
Nun tritt sie in das Pommerland und sucht sich nach beiden 
Seiten hin auszudehnen; die hohen Uferwände treten allmählich 
zurück. Dadurch bilden sich an beiden Ufern Bruchländer, und in 
dem Flusse selber entstehen Inseln und Sandbänke, von denen dir 
letzteren die Schifffahrt bei seichtem Wasser gefährlich machen. 
Bald darauf theilt sie sich bei Garz in zwei größere Arme, von 
denen der eine nicht weit von der Festung Damm in den Damm- 
schen See, der andere aber links davon durch Stettin ins Pa- 
penwasser fließt.— Stettin, die alte Hauptstadt Pommerns, liegt 
auf beiden Seiten der Oder. Sie ist eine starke Festung. Ihre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.