Garde-Corps in der Nähe des Schlachtfeldes ein. Die Garde zog
sofort die Artillerie vor und begann den Kampf auf dem rechten
Flügel der Oesterreicher. — Die zweite Kolonne war noch zurück; sie
hatte die Bestimmung, die Verbindung mit der ersten Armee herzu¬
stellen. Die Ocsterreicher, auf diese Weise plötzlich bedroht, mußten
einen Theil ihrer Macht dem anrückenden Feinde entgegen werfen.
Auf diese Weise bekam die Armee des Prinzen Friedrich Karl einen
günstigeren Stand. Von dem Augenblicke an war das Gefühl in
jeder Brust, daß der Sieg so gut wie entschieden sei. Von allen
Seiten ging es mit erneuerter Kraft zum Angriff; 1500 Geschütze
donnerten gegen einander; die Schlacht stand auf ihrer Höhe. Der
österreichische General Benedek unterließ nichts, um seine Stellung zu
behaupten. Noch war dieselbe stark; seine Kanonen konnten jeden Zoll
breit Boden bestreichen. Aber ohne Schranken gingen die Preußen
vor. Unaufhaltsam stürmten sie bis vor die Batterie, gaben einige
Salven Musketenfeuer, und die österreichischen Batterieen verstummten.
Bald wandten sich die Feinde zum Rückzüge. Und nun begann
das Zündnadelgcwehr seine furchtbare Wirkung auf die Fliehenden aus¬
zuüben, daß der Boden in kurzer Zeit mit weißen Uniformen wie
besäet war. Ueber die Flüchtigen hin sausten die preußischen Granaten,
und rissen Viele in den Tod. Ein Dorf und eine Höhe nach der
anderen siel in die Hände der Preußen. Rasch drang die Garde auf
Chlum vor, den Schlüssel der feindlichen Stellung. Noch ein heftiger
Kampf entbrannte; aber bald war das Dorf erobert. Nun löste
sich Alles in eine rasende Flucht auf. In diesem Augenblicke nahm
der König die Reserve-Cavallerie vor, und in sausendem Galopp ging
es hinein in das Getümmel. Mit furchtbarer Gewalt stürzten die Ge¬
schwader auf einander, und bald löste sich der Kampf in ein wildes
Handgemenge auf. Waren die Oesterreicher geworfen, so ging der
Ritt weiter über das furchtbare Schlachtfeld. Das feindliche Geschütz-
feuer wurde dabei so heftig, daß der Minister-Präsident Graf Bismark
sich nicht enthalten konnte, an den König heranzureifen und ihm zu
sagen: „Als Major habe ich nicht das Recht, Ew. Majestät auf dem
Schlachtfelde einen Rath zu ertheilen; als Minister-Präsident habe
ich aber die Pflicht, Ew. Majestät zu bitten, die augenscheinliche Ge¬
fahr nicht in dieser Weise aufzusuchen." Der König antwortete darauf
in seinem milden Ernste: „Ich weiß es wohl, kann aber doch nicht
davon reiten, wenn die brave Armee im Feuer steht." Gegen 4 Uhr
war der schwere Kampf vorüber und einer der herrlichsten Siege dieses
Jahrhunderts erfochten.
„Gott war mit uns!"
93. Schwur.
1. Treue Liebe biß zum Grabe schwör’ ich dir mit Herz und Hand
Was ich bin, und was ich habe, dank’ ich dir mein Vaterland! Nicht
in Worten nur und Liedern ist mein Herz zum Dank bereit; mit der
That will ich’s erwiedern dir in Noth, in Kampf und Streit.
2. In der Freude wie im Leide ruf ich’s Freund und Feinden zu
Ewig sind vereint wir Beide, und mein Trost, mein Glück bist du!
Treue Liebe bis zürn Grabe schwör’ ich dir mit Herz und Hand. Was
ich bin, und was ich habe, dank’ ich dir mein Vaterland!