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der Hopfen; die Zichorie vermehrte sich um die Hälfte. Der gesamte Ertrag
der württembergifchen Landwirtschaft erreicht nahezu 500 Mill. Mark. Obst¬
bäume zählt man gegen 9 Mill. Der Erlös für Obst kommt in guten
Jahren dem höchsten Erlös für Wein ziemlich nahe. Neben Baden erzeugt
Württemberg das meiste Obst Deutschlands; als Weinland gehört es zu den
vier Hauptweingebieten, und im Hopsenbau kommt es gleich nach Bayern.
Die Viehzucht wendet sich in erster Linie dem Rindvieh zu, von dem
Württemberg 1 Mill. Stück mit einem Wert von 280 Mill. Mark besitzt.
Pferde zählt man 115 000, Schafe doppelt soviel, Schweine V2 Mill., Ziegen
90 000. Von 9 Mill. Hektoliter jährlichem Milchertrag wird fast die Hälfte
zu Butter und Käse verwendet. Die Geflügelzucht hat stark zugenommen;
trotzdem müssen noch 300 000 Stück Geflügel eingeführt werden. In der
Bienenzucht entfaltet sich ein reger Eifer. — Der Gesamtwert des Viehstandes
hat sich in den letzten 25 Jahren um mehr als die Hälfte gehoben und
betrügt 390 Mill. Mark. Zur Förderung der Landwirtschaft dienen die Dar¬
lehenskassen und bedeutende staatliche Beitrüge an landwirtschaftliche Vereine,
zum landwirtschaftlichen Fest in Cannstatt, zur Hagelversicherung, für land¬
wirtschaftliche Schulen und Anstalten, z. B. in Hohenheiin und Weinsberg.
Unsere Wälder bestehen zu 2/5 aus Laub- und zu 3/5 aus Nadelwald;
der Staat erzielt aus ihnen einen Reinertrag von 13 Mill. Mark. Der
Torf Oberschwabens ist als Ersatz für die Steinkohle von Bedeutung.
Der Bergbau fördert 8^/2 Mill. Doppelzentner Salz, wovon */2 Mill.
ausgeführt wird, und gegen 8 Mill. Tonnen Eisenerz, durch dessen Ver¬
arbeitung gegen 14 Mill. Mark gelöst werden. In der Gewinnung von
Steinsalz werden wir nur von der Provinz Sachsen übertroffen.
Gute Bausteine liefern der Buntsandstein, der Lettenkohlensandstein
und verschiedene Keupersandsteine. Die Zementindustrie hat sich auf der
Alb entwickelt; Ziegeleien finden sich innerhalb Deutschlands nur in Bayern
noch mehr als bei uns.
3. Wie Württemberg zu den fruchtbarsten Landschaften unseres großen
Vaterlandes zählt, so ist es auch ein wichtiger Jndustriebezirk geworden.
Hervorragendes in der Bearbeitung der Metalle leisten z. B. Stuttgart,
Eßlingen, Heilbronn, Gmünd, Geislingen, Aalen, Ebingen, Balingen, Obern¬
dorf, Schwenningen, Tuttlingen; in der Gewebe- oder'Textilindustrie Reut¬
lingen, Göppingen, Laichingen, Ulm, Heidenheim, Jsny, Sindelsingen, Calw.
Der Mittelpunkt des süddeutschen Buchhandels ist Stuttgart. In Ravens¬
burg wurde einst die erste Papierfabrik errichtet; in Cannstatt erstand das
Automobil und in Friedrichshafen das größte lenkbare Luftschiff. — Die
Württembergische Industrie ernährt die Hälfte der Bevölkerung. Von 1902
bis 1907 stieg die Zahl der Arbeiter von 170 000 aus 220 000, darunter weib¬
liche Personen über ein Viertel. Doch ist unsere gewerbliche Entwicklung
hinter dem Durchschnitt des Deutschen Reiches zurückgeblieben; dementsprechend
hat die landwirtschaftliche Bevölkerung Württembergs weniger stark ab-