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senkung der Welt scheidet Nordsyrien in zwei Gebirge, Libanon und
Antilibanon, und das südliche Syrien oder Palästina in das hohe West¬
jordanland und das steppenförmige Ostjordanland, das in die Syrisch-Arabische
Wüste übergeht. Durch die Senke fließt der Orontes nach Norden und
der Jordan nach Süden.
Nordsyrien hat einen fruchtbaren Küstenstrich, über dem sich die
vom Mittelmeer kommenden Wolken entleeren. Der Abhang des Libanon
zeitigt in üppigster Fülle Südfrüchte, Wein, Baumwolle und Reis. Der
über 3000 in hohe Libanon, einst mit mächtigen Zedern bedeckt, ist abgeholzt.
Den wichtigsten Hafenplatz Beirut verbindet eine Eisenbahn mit Damas¬
kus, dem „Auge des Ostens". Dieses liegt östlich vom Antilibanon in wohl¬
bewässerter, herrlicher Gartenlandschaft; es ist nach Smyrna die bevölkertste
Stadt der asiatischen Türkei und der Ausgangspunkt wichtiger Karawanen¬
straßen.
Palästina. In der Küstenebene zeigen blühende Kolonien von
Württembergern und anderen Deutschen bei Haifa am Karmel und bei
Jafa, wie die Sandwüste in paradiesische Gärten umgewandelt werden kann.
Jafa ist die Hafenstadt von Jerusalem und mit ihm durch eine Eisenbahn
verbunden. — Die Hochfläche, ein Kreidehochland mit vielen Höhlen, ähn¬
lich dem Schwäbischen Jura, fällt steil und von vielen Schluchten zerrissen
gegen das Jordantal ab. Jerusalem, 50000 Einw., im Westjordan¬
land, liegt so hoch wie die Teck. Der Ölberg überragt die Stadt; zwischen
ihm und dem Tempelberg ist das Kidrontal tief eingeschnitten. An der
Stelle des Tempels steht die Omarmoschee. Die Grabeskirche soll sich
über dem Grab Christi erheben. Die protestantische Erlöserkirche weihte
Kaiser Wilhelm im Jahr 1898 ein. Unter den vielen Wohltätigkeitsanstalten
nimmt sich das Syrische Waisenhaus der unglücklichen Kinder und Blinden
an. In Bethlehem, 7 km südlich von Jerusalem, wurde über der Geburt¬
stätte Jesu eine prächtige Kirche erbaut. — Judäa, einst ein Land, wo
Milch und Honig floß, ist verödet; Samaria hat quellenreiche Täler;
Galiläa aber ist ein liebliches Weide- und Fruchtland. Nazareth und
Na in liegen in der Nähe des aussichtreichen Tabor.
Der Jordan entspringt auf dem Hermon, dem stattlichen Südende
des Antilibanon. Er durcheilt den schlammigen Meromsee noch in Meeres¬
höhe, fällt dann bis zu dem fischreichen See Genezareth oder See Tiberias
200 m und mündet in das 400 m unter dem Meeresspiegel gelegene Tote
Meer. Im Jordantal, der Kornkammer Palästinas, liegt die Palmenstadt
Jericho am Weg nach Jerusalem. Das Tote Meer ist so groß wie
der Bodensee; aber kein Fisch lebt in dem salzigen Wasser, kein Vogel
nistet im Schilf; die öden Ufer voll Schwefel und Asphalt sind mit einer