Full text: Württembergisches Realienbuch

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wir den Versuch mit zwei elektrischen Hartgummistäben ausführen (beachte 
auch, daß die beiden Holundermarkkügelchen des Elektroskopes sich abstoßen, 
wenn wir die Metallkugel mit einem elektrischen Glas- oder Hartgummistab 
berühren). Nun aber nähern wir dem beweglich aufgehängten elektrischen 
Glasstab einen elektrischen Hartgummistab: es erfolgt eine Anziehung. 
Die erwähnten Beobachtungen führen zu der Annahme, daß es zweierlei 
Elektrizitäten gibt. Die eine Art nennt man Glas- oder positive 
Elektrizität (st- E.); sie wird durch Reiben von Glas und Porzellan er¬ 
regt. Die andere Art heißt Harz- oder negative Elektrizität (— E.) 
und wird durch Reiben von Harz, Siegellack, Hartgummi und ähnlichen 
Stoffen erzeugt. Gleichnamige Elektrizitäten 
stoßen einander ab, ungleichnamige ziehen 
einander an. 
b) Auf Grund dieses Gesetzes können wir die Art der 
Elektrizität eines Körpers bestimmen. Wir laden das Elek¬ 
troskop, indem wir seinen Knopf mit einem elektrischen Glas¬ 
stab berühren. Die Kügelchen werden st- elektrisch und 
stoßen sich ab (Fig. 41). Hierauf bringen wir den elektrischen 
Körper, dessen Elektrizität wir untersuchen sollen, an den 
Knopf des Elektroskops. Nun ist zweierlei möglich: 1. die 
Kugeln entfernen sich noch weiter voneinander; 2. sie nähern 
sich oder fallen gar zusammen. Im ersten Fall ist der zu 
untersuchende Körper auch -st elektrisch. Durch seine Elek¬ 
trizität wurde die ganze Ladung des Elektroskops nach 
den Kügelchen gestoßen. Die Folge mußte sein, daß sie 
noch weiter auseinander gingen. Im zweiten Fall ist der 
' angenäherte Körper — elektrisch. Die -st Elektrizität des 
Elektroskops wurde durch die ungleichnamige Elektrizität ganz oder größtenteils nach 
dem Knopf gezogen. Die Kügelchen mußten also unelektrisch oder wenigstens schwächer 
elektrisch werden. 
5. Elektrische Verteilung, a) Wir nähern einen elektrischen Hart¬ 
gummistab dem Metallknopf des Elektroskops, ohne ihn zu berühren (Fig. 42); 
die Kugeln fahren auseinander. Entfernen wir den Glasstab, so fallen sie 
wieder zusammen. Auffallend ist, daß die Kugeln nur so lange elektrisch 
sind, als der elektrische Glasstab in der Nähe des Knopfes ist. Eine Mit¬ 
teilung der Elektrizität vom Glasstab an das Elektroskop kann nicht erfolgt 
sein, weil ja keine unmittelbare Berührung stattfindet, und weil sonst die 
Kugeln auch nach der Entfernung des Glasstabes noch elektrisch sein müßten. 
Vor allem aber müßte im Elektroskop (vom Metallknopf bis zu den Kugeln) 
nur eine Art von Elektrizität, nämlich die Harzelektrizität, vorhanden sein. 
In Wirklichkeit aber ist der Metallknopf st- elektrisch, während die Kugeln 
— elektrisch sind. In dem Metallstab des Elektroskops sind von 
Natur beide Elektrizitäten vorhanden, aber sie binden sich gegen-
	        
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