710 Verhältnisse des Menschen.'
oder doch sehr Vielen unentbehrlich sind, oder wer sich
eine solche Geschicklichkeit erworben hat, wodurch er
Vielen nothwendig wird, so, daß diese seine Dienste
erkaufen müssen: der ist unabhängig von Glück und
G^nst, dem gilt der Zuruf des weisen Sirachs: Mein
Kind, in Widerwärtigkeit sey getrost, und trotze auf
Dein Amt (verlaß dich auf deine Geschicklichkeit in deir
nem Beruf) *). Freilich schützt es ihn nicht gegen Une
salle des Schicksals; aber er fürchtet sie weniger, und
leidet weniger von denselben, als der, welcher diese
Stütze nicht hat. Wenn wir nun nach diesem Maaßt
stabe die Gewerbe schätzen, so verdienen die prodnzi-
»enden (S. Z98-) mit allem Recht den ersten Rang,
und unter diesen wiederum diejenigen, welche das Nothe
wendige Hervorbringen, vor denen, die für Bequem¬
lichkeit und Vergnügen arbeiten. Nächstdem folgen die
-wissenschaftlichen Gewerbe, und zwar in so fern sie
durch sich selbst, durch ihre eigne Wichtigkeit und Un¬
entbehrlichkeit, nicht durch Aemter und Bedienungen,
welche gewöhnlich damit verbunden sind, bestehen. Wer
z. B. Naiurkenntnisse und andre nützliche Wissenschaft
len lehren, oder die unmittelbare Anwendung von feie
uen Kenntnissen machen kann (wie der ausübende Arzt),
der komt in kultivirten Staaten überall durch eigne Kraft
fort, er müßte denn ein Stümper in seinem Fache sepn,
aber Stümper gelangen auch überhaupt nie zur Unabt
hangigkeit. Mißlicher steht es schon in dieser Hinsicht
um
*) Sir. X. 31. Dies Erfühl der Unabhängigkeit soll dazu
dienen, nnS jene edle Selbstständigkeit, Vie Mutter
vieler Tugenden (s. oben S. 29s :c.) cinjustößen, nicht aber
kindischen Stolz, daher sage Sirach in eben dem Kap.
V. 29: Mache dich nicht stolj, wenn nun deiner bedarf: