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Heidentum fest, so daß seine Arbeit wenig Erfolg hatte. Bonifatius reiste
dann nach Rom und ließ sich vom Papste zum Missionar Deutschlands
ernennen. Nach seiner Rückkehr wirkte er in Gemeinschaft mit mehreren
Gefährten unter den Thüringern und Hessen. Lange Zeit richteten sie nicht
viel aus, bis endlich durch die Füllung der Donnerseiche bei Geismar ein
Umschwung eintrat. Diese uralte Eiche galt als ein Heiligtum der Götter,
und als Bonifatius mit wuchtigen Hieben den Baum füllte, glaubte das
Volk, ein Blitzstrahl werde den Frevler niederschmettern. Weil das erwartete
Unheil nicht eintraf, verloren die Hessen das Vertrauen zu den alten Göttern
und nahmen die neue Lehre an. Aus dem Holz der gefällten Eiche baute
Bonifatius eine Kapelle, die er dem Apostel Petrus weihte. Später gründete
er das Kloster Fulda. Wegen seiner Verdienste ernannte ihn der Papst
zum Erzbischof von Mainz. Bonifatius verkündigte nicht nur das Evan¬
gelium, er brachte auch Ordnung und Einheit in die kirchlichen Zustände.
Überall ließ er Gotteshäuser bauen und setzte Geistliche ein. Für größere
Kirchen bestellte er Bischöfe, denen er die Aufsicht über eine Anzahl Kirchen
und Priester übertrug. Alle deutschen Bischöfe stellte Bonifatius unter
den Papst.
In hohem Lebensalter übergab Bonifatius die Verwaltung seines Erz¬
bistums Mainz einem treuen Gehilfen und zog nochmals zu den Friesen.
Zwei Jahre predigte er ihnen das Evangelium mit großem Erfolg. Auf
einen bestimmten Tag hatte er die Nengetanften zur Einsegnung geladen,
als eine Schar heidnischer Friesen mit wildem Geschrei auf ihn und seine
Begleiter losstürzte. Diese wollten zu den Waffen greifen, um den geliebten
Lehrer zu schützen. Er wehrte ab und sprach: „Lasset ab vom Streite,
vergeltet nicht Böses mit Bösem!" Bonifatius und seine Gefährten erlagen
den Streichen der Heiden. Seine Leiche wurde im Kloster Fulda begraben;
auf dem Schloßplatz zu Fulda steht sein Bild in Erz gegossen. Bonifatius
war dem Frankenkönig Pippin und dem Papste treu ergeben; seinen Schülern
war er ein weiser, liebevoller Lehrer und ein treuer Freund und Berater. Er
hat die Kirche mit Weisheil und Geschick geordnet, die Wissenschaft gefördert
und die heidnischen Germanen durch die Annahme des Christentums auf
eine höhere Stufe der Gesittung gebracht.
5. Mohammed (622).
1. Mohammeds Leben. Dem Christentum drohte vom Morgenlande her
eine große Gefahr durch die mohammedanische Lehre. Ihr Stifter Mohammed
(d. h. der Gepriesene) wurde im Jahre 571 zu Mekka in Arabien geboren.
Die Araber galten als ein mutiges und sreiheitliebendes, aber auch grau¬
sames und habgieriges Volk. Sie zerfielen in einzelne Stämme, die in be¬