Full text: Württembergisches Realienbuch

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ständiger Fehde miteinander lebten. Die Religion der Araber war der 
Gestirndienst, ihr Nationalheiligtum die Kaaba, ein schwarzer Stein zu Mekka. 
Mohammed wollte durch eine neue Religion die getrennten Stämme einigen 
und sein Volk einer höheren Gesittung entgegenführen. 
Die Eltern Mohammeds waren frühe gestorben; ein Oheim nahm sich 
seiner an und ließ ihn zum Kaufmann ausbilden. Auf feinen Reisen war 
er mit den Lehren des Judentums und des Christentums bekannt geworden. 
Durch die Heirat mit einer reichen Witwe gelangte Mohammed in eine un¬ 
abhängige Stellung. Bald zog er sich jedoch in die Einsamkeit zurück, um 
über göttliche Dinge nachzudenken. Nach einiger Zeit trat er wieder an 
die Öffentlichkeit und behauptete, er habe Offenbarungen von Engeln er¬ 
halten. Aber nur seine Frau und sein Neffe glaubten vorerst an den neuen 
Propheten. Mohammed mußte vor seinen Feinden nach Medina fliehen. 
Dort fand er zahlreiche Anhänger, mit deren Hilfe er Mekka eroberte. Mit 
Mohammeds Flucht beginnt die Zeitrechnung der Mohammedaner (622). 
2. Mohammeds Lehre (Islam, d. h. Ergebung) ist eine aus heidnischen, 
jüdischen und christlichen Glaubenssätzen zusammengesetzte Religion. Der 
oberste Grundsatz derselben lautet: Es ist nur ein Gott, Allah, und 
Mohammed ist sein Prophet. Der Islam, der zwar Gottes Größe und 
Allmacht anerkennt, aber von dessen Liebe und Heiligkeit nichts weiß, sieht 
die Hauptforderungen der Religion in der Erfüllung äußerlicher Gebräuche, 
im regelmäßigen Beten (fünfmal des Tags), im Fasten und Almosengeben, 
in Waschungen und im Wallfahren nach Mekka. Der Genuß des Weines ist 
verboten, die Vielweiberei gestattet. Das Religionsbuch der Mohammedaner 
ist der Koran; als heiliger Tag wird der Freitag gefeiert; die Bethäuser 
heißen Moscheen, die Priester Derwische; das Religionszeichen ist der Halb¬ 
mond. Mit Feuer und Schwert muß der Islam ausgebreitet werden. Der 
Kampfesmut und die Todesverachtung der Mohammedaner wurden gesteigert 
durch die Lehre von einem unabänderlichen Schicksal (Fatalismus). Ein 
Leben voll irdischer, sinnlicher Freuden erwartet die Gläubigen, insbesondere 
die im heiligen Kriege Gefallenen, im Jenseits. 
3. Ausbreitung des Islams. Unter den Nachfolgern Mohammeds, den 
Kalifen, wurde der Islam mit Gewalt in ganz Arabien, Persien, Syrien, 
Palästina, Ägypten, Nordafrika und Spanien verbreitet. Im Jahr 732 
suchten die „Mauren", wie man die Araber Spaniens nannte, in Frankreich 
einzudringen, wurden aber zurückgeschlagen. Auch in Spanien konnten sie 
nur den südlichsten Teil auf längere Zeit behaupten. Als der mächtigste und 
größte Kalife wird Harun al Raschid, der Beherrscher von Bagdad, gepriesen. 
Geschichte und Sage erzählen vieles von der glanzvollen Hofhaltung, von der 
Gerechtigkeit und Milde dieses gewaltigen Herrschers, der ein Zeitgenosse Karls 
des Großen war. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Mauren vollends 
aus Spanien vertrieben. Im Osten waren aber die mohammedanischen Türken 
unter ihrem grausamen Sultan Mohammed II. von Kleinasien aus in Europa
	        
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