Full text: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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!n weiter Fläche kein Bühl, kein Haus; 
Die Bäume gingen, die Felsen aus. 
So fliegt er hin eine Heil' und zwei; 
Er hört in den Lüften der Schneegans Schrei; 
Es flattert das Wasserhuhn empor; 
Nicht anderen Laut vernimmt sein Ohr. 
Keinen Wandersmann sein Auge schaut, 
Der ihm den rechten Weg vertraut. 
Fort geht’s wie auf Samt auf dem weichen Schnee; 
Wann rauscht das Wasser, wann glänzt der See? 
Da bricht der Abend, der frühe, herein; 
Von Lichtern blinket ein ferner Schein. 
Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum 
Und Hügel schließen den weiten Raum. 
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn; 
Dem Rosse gibt er den scharfen Sporn. 
Die Hunde bellen empor am Pferd 
Und es winkt im Dorf ihm der warme Herd. 
„Willkommen am Fenster, Mägdelein! 
An den See, an den See, wie weit mag’s sein?“ 
Die Maid, sie staunet den Reiter an: 
„Der See liegt hinter dir und der Kahn; 
Und deckt' ihn die Rinde von Eis nicht zu, 
ich sprach’, aus dem Nachen stiegest du.“ 
Der Fremde schaudert, er atmet schwer: 
„Dort hinten die Eb’ne, die ritt ich her!“ 
Da recket die Magd die Arm’ in die Höh’: 
„Herr Gott, so rittest du über den See! 
An den Schlund, an die Tiefe bodenlos 
Hat gepocht des rasenden Hufes Stoß! 
Und unter dir zürnten die Wasser nicht? 
Nicht krachte hinunter die Rinde dicht? 
Und du wardst nicht die Speise der stummen Brut, 
Der hungrigen Hecht’ in der kalten Flut?“ 
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mär; 
Es stellen die Knaben sich um sie her. 
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