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Es weiß diesen durch mannigfaltige Umwege, durch verdoppelte
Kreuzsprünge irre zu führen, macht mitten im Laufe eineK
starken Absprung zur Seite, duckt sich wie ein Hase nieder und
läßt die ganze Meute seiner aufgehetzten bellenden Feinde vor¬
überziehen. Die Jungen verbirgt das Reh im Gestrüpp und zeigt
sich lieber selbst dem Jäger um die Feinde von ihnen abzulenken;
doch bald kehrt es aus weiten Umwegen unversehrt zu denselben
zurück. Wenn ihm der Wind entgegenkommt, wittert es den
Menschen auf dreihundert Schritte. Stößt dem Rehbock etwas
unvermutet auf, so stutzt er im ersten Augenblick, ist dann aber
blitzschnell davon und warnt die Seinigen durch ein Pfeifen, das
er dreimal wiederholt, und das weithin schallt. Jung aufgezogen,
sind die Rehe allerliebste Geschöpfe, allein die Böcke nur so lange,
bis sie ein tüchtiges Gehörn aufgesetzt haben. Dann fühlen sie
sich und suchen mit ihrem Geweih zu stoßen. WunderNH.
106. Die Rettung.
Vom stillen Alpenkloster schied
Im Forst ein Pilger schnell.
Fidel, sein Hündchen, springt voraus
Mit freudigem Gebell.
Er sieht mit Staunen rings um sich
Des Winters Majestät
Und betet still den Schöpfer an,
Indem er talwärts geht.
Da tönt's wie dumpfer Donnerhall,
Da kracht's und rollt's im Nu
Und eine Schneelawine deckt
Den Wandrer plötzlich zu.
Sein Hündchen eilt zurück und sucht
Wohl auf und ab die Höh'
Und schnobert nahe seinem Herrn
Und scharrt umsonst im Schnee.
Es fliegt den frommen Mönchen zu,
Es wedelt, winselt dort
Und lockt zu rascher Hilfe sie
Mit Schmeicheleien fort.
Schon weilt es, wo sein lieber Herr
Verschüttet lag, und bellt,