Full text: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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auf seinem Pfade tiefe Löcher zu graben und dem Erschlagenen 
die Stoßzähne auszubrechen und den Schwanz abzuschneiden. 
Der letztere mit seinen stachlichten Haaren wird von den Ein- 
gebornen als Schmuck hochgeschätzt. Auch von dem Fleische 
schneiden sie erkleckliche Stücke zum Schmause ab. Die Zähne 
aber sind eines von den drei Gütern, welche die Fremden von 
jeher von den Küsten des Erdteils abholen, in dessen innere 
Länder sie früher nicht zu dringen wagten: Gold, Elfenbein und 
leider — Sklaven. 
Die größten, schönsten und gescheitesten Elefanten sollen in 
Hinterindien und auf Ceylon leben. Auf dieser Insel, wo die 
Natur ihr reiches Füllhorn ausgeschüttet hat, wo die Rinden 
einiger Bäume kostbares Gewürz sind und die majestätischen 
Palmen himmelhoch aufstreben, da gelangt auch das größte Land¬ 
tier zu seiner ganzen Macht und Pracht. Eine Elefantenjagd 
gehört zu den großartigsten Schauspielen. Es gibt nur zwei 
Stellen, wo ein Schuß selbst aus der Entfernung von 1,2 bis 
1,5 Meter augenblicklich tötet, nämlich vor dem Ohr neben dem 
Auge, oder, wenn der Elefant von vorne auf den Jäger los¬ 
stürzt, dicht über der Wurzel des Rüssels; alle anderen Wunden 
dienen nur dazu ihn wütend zu machen. Es ist also die 
Elefantenjagd ein sehr gefährliches Vergnügen. 
Um die Elefanten behufs der Zähmung einzufangen, sucht 
man in den Wäldern einen passenden Platz aus, ebnet die Stelle 
gehörig, gräbt einen Wasserbehälter und umgibt das Ganze mit 
einem festen Zaune. Da hinein werden die wilden Elefanten 
getrieben und ihnen zahme nachgeschickt, die sich als Schließer, 
Gefangenwärter und Zuchtmeister ganz ausgezeichnet benehmen 
und schlau zu ihren bis dahin freien Brüdern sich gesellen um 
ihnen die Anfangsgründe menschlicher Kultur beizubringen. Die 
Gefangenen werden, nachdem man ihnen um Hals und Beine 
Stricke geschlungen hat, an starke Bäume angeknüpft. Will sich 
der wilde Bruder nicht lenken lassen, so eilen die wohlgezogenen 
Geschwister herbei, fallen über ihn her, stoßen und prügeln ihn 
so lange mit ihren Rüsseln, bis sie ihn völlig ruhig und nachgiebig 
gemacht haben. So wird dieser Riese der Tiere ein gehorsamer 
Diener des Menschen und zwar das folgsamste, sanfteste Geschöpf 
von der Welt, das auf die Stimme seines Herrn aufmerksamer 
und klüger hört als mancher Hund, das den leisesten Ton zu 
unterscheiden weiß, das die Wünsche und Gedanken des Menschen 
schon von fern versteht, oft noch, bevor sie ausgesprochen sind, 
das seinem Wärter mit der wärmsten Liebe zugetan ist und ihn
	        
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