Full text: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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Und verschwunden ist der Pfad. 
Unter sich die steile Höhe, 
Hinter sich des Feindes Nähe. 
Mit des Jammers stummen Blicken 
Fleht sie zu dem harten Mann, 
Fleht umsonst; denn loszudrücken 
Legt er schon den Bogen an. 
Plötzlich aus der Felsenspalte 
Tritt der Geist, der Bergesalte. 
Und mit seinen Götterhänden 
Schützt er das gequälte Tier. 
„Mußt du Tod und Jammer 
senden," 
Ruft er, „bis herauf zu mir? 
Raum für alle, hat die Erde; 
Was verfolgst du meine Herde?" 
Schiller. 
163. Die Alpen. 
Unter den Alpen versteht man die im südlichen Teile von 
Deutschland und in der Schweiz sich erhebenden, weit ausgedehn¬ 
ten Gebirge, deren Gipfel größtenteils mit ewigem Eis und 
Schnee bedeckt sind. Am höchsten sind diese Kuppen an den 
Grenzen der Schweiz gegen Italien. Auf den Alpen weiden 
zahlreiche Viehherden, die von den Hirten, welche Älpler oder 
Sennen heißen, gehütet werden. Hier werden den kurzen Som¬ 
mer über jene weltberühmten Käse bereitet, deren Güte sich stets 
nach der Höhe der Alp richtet, auf der sie gemacht werden, so 
daß die Käse der höchsten Alpen denen weit vorgezogen werden, 
welche in geringerer Höhe oder gar in den Tälern bereitet 
werden. Die Männer versehen hier das Geschäft des Melkens 
und der Käsebereitung. Butter wird wenig gemacht, sie ist auch 
nicht von besonderer Güte. Während des Sommers wohnt der 
Senn in hölzernen Hütten, Sennhütten genannt, in denen auch 
der Reisende oft ein Obdach sucht und dann mit der einzigen 
Kost dieser Hirten: Milch, Molken und Käse fürlieb nehmen 
muß. Wo die grünen Alpen aufhören, beginnt die Gegend des 
ewigen Eises und Schnees, welche die höheren Gipfel bekleiden. 
Diese Grenze ist oft so scharf abgeschnitten, daß man den einen 
Fuß auf Rasen, den anderen auf Eis setzen, mit der einen Hand 
den Schnee berühren, mit der anderen blühende Pflanzen greifen 
Lesebuch für Mittel.- und Oberklassen. 13 
Und der Knabe ging zu jagen 
Und es treibt und reißt ihn fort, 
Rastlos fort mit blindem Wagen 
An des Berges finstern Ort; 
Vor ihm her mit Windesschnelle 
Flieht die zitternde Gazelle. 
Auf der Felsen nackte Rippen 
Klettert sie mit leichtem Schwung; 
Durch den Riß geborstner Klippen 
Trägt sie der gewagte Sprung; 
Aber hinter ihr verwogen 
Folgt er mit d?m Todesbogen. 
Jetzo auf den schroffen Zinken 
Hängt sie, auf dem höchsten Grat, 
Wo die Felsen jäh versinken
	        
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