Full text: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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Menschen Arbeit und Bedürfnisse. Das Schaf trägt Wolle für 
das feinste Gespinst, der Stier verkündigt Kraft und Stärke in 
Bau und Gestalt, das Pferd geht tüchtig einher im Fuhrwerk, 
prächtig vor dem Wagen der Großen und stolz als Kampfroß 
unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort. 
In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze. 
Aus vielen und unerschöpflichen Quellen sprudelt sie freiwillig 
dem Menschen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Den 
fleißigen Bergmann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, 
dem Salze, bald mit Silber und Gold, hinreichend für den 
Bedarf der Münzstätten und Juweliere, bald mit Eisen in Menge, 
dem Manne zur Waffe und Wehr, zu Schutz und Schirm 
dem Volke. 
Ein solches Land, mit so reichen Gaben, Eigenschaften und 
Kräften ausgestattet, ist von der Natur unverkennbar bestimmt 
ein großes und starkes Volk zu ernähren in Einfalt und Tugend, 
und eine hohe Bildung des Geistes in diesem Volke durch Übung 
und Anstrengung zu erzeugen, zu erhalten, zu fördern. 
Auch ist das Land nicht umsonst bestimmter Grenzen ht* 
raubt gegen Morgen wie gegen Abend und selbst gegen Mitter¬ 
nacht. Die Bewohner können sich gegen den Neid, die Habsucht 
und den Übermut fremder Völker auf nichts verlassen als aus 
ihre eigene Kraft. Es gibt für sie keine Sicherheit als in ihrem 
festen Zusammenhalten, in ihrer Einigkeit, in ihrer sittlichen Macht. 
Endlich ist den Bewohnern dieses Landes durch große und 
schöne Ströme das Meer geöffnet und der Zugang zur Welt. 
Aber das Meer drängt sich nicht so verführerisch an sie hinan 
oder zwischen sie hinein, daß sie verlockt und dem heimatlichen 
Boden entfremdet werden könnten. Vielmehr kann der edlere 
Mensch dem Gedanken an eine deutsche Erde und an einen deut¬ 
schen Himmel nicht entgehen und dieser Gedanke scheint in ihm 
die Sehnsucht erhalten zu müssen zu der Welt seiner Geburt und 
die Liebe zu dem Boden seines Vaterlandes. Hàrich Là. 
18. Die Muttersprache. 
Muttersprache, Mutterlaut, 
Wie so wonnesam, so traut! 
Erstes Wort, das mir erschallet, 
Süßes, erstes Liebeswort, 
Erster Ton, den ich gelallet, 
Klingest ewig in mir fort. 
Ärsrbuch für Mittel- und Oberklasscn. 
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