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22. Die Wachtel und ihre Kinder.
Hoch wallte das goldene Weizenfeld
Und baute der Wachtel ein Wohngezelt.
Sie flog einst früh in Geschäften aus
Und kam erst am Abend wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schar:
„Ach Mutter, wir schweben in großer Gefahr!
Der Herr dieses Feldes, der furchtbare Mann,
Ging heut’ mit dem Sohn hier vorbei und begann
Der Weizen ist reif, die Mahd muß geschehn,
Geh, bitte die Nachbarn ihn morgen zu mähn!“
„0,“ sagte die Wachtel, „dann hat es noch Zeit;
Nicht flugs sind die Nachbarn zu Diensten bereit.44
Drauf flog sie des folgenden Tages aus
Und kam erst am Abend wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schar:
„Ach Mutter, wir schweben in neuer Gefahr!
Der Herr dieses Feldes, der furchtbare Mann,
Ging heut' mit dem Sohn hier vorbei und begann:
Uns ließen die treulosen Nachbarn im Stich;
Geh rings nun zu unsern Verwandten und sprich:
Wollt ihr meinen Vater recht wohlgemut sehn,
So helfet ihm morgen sein Weizenfeld mähn!4'
„0,“ sagte die Wachtel, „dann hat es noch Zeit;
Nicht flugs ist die Sippschaft zur Hilfe bereit.44
Drauf flog sie des folgenden Tages aus
Und kam erst am Abend wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schar:
„Ach Mutter, wir schweben in höchster Gefahr!
Der Herr dieses Feldes, der furchtbare Mann,
Ging heut’ mit dem Sohn hier vorbei und begann:
„Uns ließen auch unsre Verwandten im Stich,
Ich rechne nun einzig auf dich und auf mich.
Wir wollen, wann morgen die Hähne krähn,
Selbander uns rüsten den Weizen zu mähn.44
„Ja,44 sagte die Wachtel, „nun ist’s an der Zeit;
Macht schnell euch, ihr Kinder, zum Abzug bereit!
Wer Nachbarn und Vettern die Arbeit vertraut,
Dem wird nur ein Schloß in die Lüfte gebaut;
Doch unter dem Streben der eigenen Hand
Erblüht ihm des Werkes vollendeter Stand.44