fullscreen: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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Edel ist das Pferd; wie aus Erz gegossen, so fest steht eS 
da und dennoch schlank wie ein Reh und so friedlich. Sicher 
ist sein Gang; stolz trägt es sein Haupt mit schön gewölbter 
Stirn und Nase; das runde, rege Auge mit dem schwarzen Glanz 
erspäht den Feind; mit grünem Schein erleuchtet es den dunkeln 
Pfad. Es spielt mit dem spitzen Ohr, ersaßt den verlorenen Laut, 
stutzt und warnt seinen Reiter. Zur Seite des schlanken, glatten 
Nackens fällt die seidenschimmernde Mähne. Seine Brust, voll 
und weich wie die des Schwans, stellt sich keck der Gefahr ent¬ 
gegen und der glatte Leib ruht sicher aus festen Lenden, aus 
nervigen Füßen. Die eisensesten Hufe stampfen ungeduldig den 
Boden; der volle, glänzend schwarze Schweif fließt ruhig über 
das gewölbte Kreuz zur Ferse med-er- 
Aus des Reiters Wink springt es aus wie ein Luchs, rennt 
davon, den Hals gestreckt wie ein Adler im Flug; wie ein Adler 
leicht, berührt es kaum die Erde und es fliegt fern Schweif ihm 
nach. Die Bäume fliehn wie Schatten vorüber, der Boden weicht, 
als stürzte er hinter ihm in den Abgrund. Unter dem Hufe zer¬ 
bersten die Kiesel, Funken sprühn umher. So stürzt es mit dem 
Araber dem Löwen entgegen. Dieser wirst die Mähne empor 
und weist grinsend und brüllend die Zähne; er schlägt mit dem 
Schweife seine Lenden. Jetzt steht er, jetzt duckt er sich nieder 
zum Sprunge; da schickt ihm rasch der Jäger die Lanze zu. Der 
Löwe achtet nicht den tödlichen Stoß; mit zerbrochenem Schaft 
in der Brust schwingt er sich dem Jäger entgegen; da funkeln 
des Pferdes Augen, die Adern spannen sich, die Mähne fliegt, 
es dampfen seine Nüstern, die Muskeln spielen und schwellen 
und zornwiehernd bäumt es sich auf, schlägt aus; sein eherner 
Huf hat die Stirn des Löwen gespalten und ihn zu Boden ge¬ 
schmettert. 
Mit dem Krieger zieht das Pferd gegen den Feind; es 
beißt schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den 
Boden, schnaubend und wiehernd vor Kampflust. Da schmettern 
die Trompeten; es erwartet nicht des Reiters Sporn, sprengt ent¬ 
gegen den blitzenden Lanzenreiheu. Es ist eins mit seinem Führer, 
ein Wille beherrscht beide, ein Held sind Roß und Reiter zu¬ 
sammen. Das Roß ist des Reiters Schild; es ist sein Pfeil, 
mit dem er zugleich in die Reihen der Feinde trifft. Des Rosses 
Mähne flattert, eine schwarze Todesfahne, dem blinkenden Schwer! 
des Reiters voran. Es steht vor der Lanze, aber es zittert nicht, 
bleibt besonnen, unerschrocken und fest wie ein Fels, mitten im 
Rauch und im Donner des Geschützes. Nicht das Getümmel,
	        
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