194
waaren, jedoch nicht so viel, als solche Fabrikwaaren im Lande gebraucht
werden. — Die Portugiesen schildert man als höflich, dienstfertig, ge¬
schwätzig, lebhaft, leichtsinnig u eifersüchtig. Dabei sind sie gastfrei,
wohlthätig u. ehrlich. Unmäßigkeit im Genusse hitziger Getränke kommt
nur selten vor. — Sie bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. —
Berühmte Seefahrer der Portugiesen: Heinrich der Seefahrer gründete
die ersten Colonien auf den Inseln Porto Santo 1418 u. Madeira (spr.
Madehra) 1419. — Bartholomeo Diaz entdeckte 1481 die Süd¬
spitze Afrika's (das Vorgebirge der guten Hoffnung). — Vasco de Gama
fand 1497 den Seeweg nach Goa in Ostindien. — Cabrai entdeckte
L500 Brasilien in Südamerika. — Städte: Lissabon, am Tajo, mit
280000 E., ist die Haupt- u. Residenzstadt. Es hat einen Hafen, viele
schöne Gebäude, Fabriken, Handel, Schifffahrt. Durch das Erdbeben am
1. November 1755 ging die halbe Stadt zu Grunde, u. über 80000
Menschen kamen um's Leben. — Prächtig ist der Anblick dieser auf 7
Hügeln erbauten Stadt. Gegen 300 Kirchen, prachtvolle Sommer¬
wohnungen u. Schlösser, umgeben von schönen Gärten, Weinbergen, Oli¬
ven- u. Örangenwäldern. Diesen herrlichen Anblick erhöht das tiefe reine
Blau des südlichen Himmels u. das geschäftige Treiben auf dem Tajo.
Merkwürdig ist die große 2 Stunden lange aus der Römerzeit her¬
rührende Wasserleitung. Das Werk wurde 1743 vollendet, ist von
Marmor u. so fest gebaut, daß es selbst bei dem großen Erdbeben 1755
nicht brach. — Oporto oder Porto, am Duero, hat 90000 E., Fabriken,
Handel, besonders Verkauf des Portweines. — Braganza, mit 4000 E.,
ist der Stammort des seit 1640 regierenden königlichen Hauses. Es hat
Seidenbau u. Seidenweberei. — Coimbra, 20000 E., mit der einzigen
Universität im Lande. Handel. — tsluciö, mit 12000 E., ist die wich¬
tigste Festung des Landes. — Zu Portugal gehören noch die azorischen
Inseln u. Madeira 62 QM. u. 400,000 E., u. Besitzungen in Afrika
84485 */2 QM. u. 2'¡2 Mill. E., u. Asien 383'/2 QM. u. 1 \ Mill. E.,
in Summa: 36504 QM. u. 8^/2 Mill. E.
12. Spanien (9200 QM., 17 Mill. E.)
ln Spanien ist es wärmer, als in Frankreich. Im Sommer brennt
die Sonne oft sehr stark; die Nächte dagegen sind kühl. Die Winter sind
viel gelinder, als in Deutschland, u. doch leiden die Spanier weit mehr
von der Kälte, als wir in Deutschland hinter unsern warmen Öfen; denn
sie haben nichts zum Schutze gegen den oft schneidenden aus Norden
kommenden Wind, Galleppo genannt, als ein Feuerbecken, das unter
den Tisch gestellt wird, u. allenfalls einen warmen Mantel. Der glühend
heisse, erschlaffende, aus Afrika wehende Solano pflegt, wie der Galleppo,
nicht lange anzuhalten. Im Winter friert es in Spanien nur zuweilen Eis
u. dann höchstens eine dünne Rinde. Schnee gehört selbst in den nörd¬
lichen Gegenden, die Gebirge ausgenommen, zu den seltenen Erschei-