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So ernährt Sachsen vermöge des Fleisses feiner Bewohner auf einem
vcrhältnifsmäisig kleinen Raume eine lehr zahlreiche Bevölkerung. Da¬
her haben auch die obengenannten Leistungen in Geworben aller Art
dom Vaterlande eine Quelle dauerhaften Wohlstandes geöffnet u. ihm
selbst im Auslande einen ehrenvollen Namen erworben. Allein hierbei
ist der Sachse nicht stehen geblieben. Denn er erkennt, dass selbst sein
GewerbHeiss einer höheren Anregung u. weiteren Vervollkommnung be¬
dürfe; er fetzt seinen Ruhm darein, unter die gebildeten Völker gerechnet
zu werden. Daher ist zu allen Zeiten sein Sinn für Kunst u. Wissen¬
schaft rege gewesen, u. er hat sich stets beeifcrt, fein Land zu einem
. Wohnsitze derselben zu machen. Die Künste des Zeichnens, der Malerei,
Kupferstecherei, Bildhauerei u. die Baukunst haben, vorzüglich während
der letzten Jahrhunderte, in unserem Vaterlande wackere Jünger u. an
unseren kunstliebenden u. kunstverständigen Regenten treue Pfleger u.
Beschützer gefunden. Davon zeugen die Akademieen (Lehranstalten)
.der Künste zu Dresden u. Leipzig, aus denen mancher brave Künstler
hervorgegangen ist; davon die reichen Sammlungen aus alter u. neuer
Zeit, welche die Hauptstadt enthält u. deren Betrachtung das Streben des
lieh bildenden Jünglings begeistert u. dessen Geschmack läutert; davon die
mannigfachen Unterstützungen u. Auszeichnungen, welche den Künstlern
zu Theil werden. — Und ist dem Sachsen das Reich der Töne ver¬
schlossen V Gesellschaften, in denen die Musik, vornämlich der Gesang, die
herrliche Gabe Gottes, von Leuten aus allen Ständen gepHegt wird, gibt
es in jeder Stadt, selbst in manchen Dörfern; unsere höheren Lehr¬
anstalten sind zugleich auf die Bildung für Musik berechnet, u. die kö¬
nigliche Kapelle zu Dresden hat von jeher eine grosse Anzahl der aus¬
gezeichnetsten Tonkünstler u. Tonsetzer (Componisten) in sich vereinigt.
Hat uns nicht auch Silbermann in feinen herrlichen Orgeln unübertroffene
Meisterstücke hinterlassen? — Betrachten wir ferner den Eifer u. den
Erfolg, mit welchem das Feld der Wissenschaft angebaut worden ist:
so dürfen wir es uns wohl gestehen, dass das Licht der Reformation
(Kirchenerneuerung) unserem Vaterlande nicht vergebens geleuchtet hat.
Unsere Universität (Hochschule) zu Leipzig, auf welcher unsere Geist¬
lichen, Rechtsgelehrten, Ärzte u. die meisten Lehrer der hohem Unter¬
richtsanftalten gebildet werden, gehört zu den vorzüglichsten in Deutsch¬
land. Der Ruf der Männer, welche an ihr thätig sind, zieht selbst Aus¬
länder herbei, u. ihr Reichthum an seltenen u. auserlesenen wissenschaft¬
lichen Büchern erleichtert dem Gelehrten fein mühsames Forschen. Zum
Besuche der Universität bereiten die Gelehrtenschulen vor. Es sind dies
die Landes- oder Fürstenschulen zu Meissen u. Grimma, die Thomas- u.
die Nikolaischule zu Leipzig, die Kreuzschule u. das VitzthumTcho Gym¬
nasium zu Dresden, die Gymnasien zu Freiberg, Bautzen, Zittau, Zwickau,