Full text: Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule

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nur schlichte Ballern waren, deilen es aber an Kraft u. Mutb nicht gebrach. 
Als nun der fremde König durch neue Hinrichtungen tu Stockholm sich noch 
mehr verhaßt gemacht hatte: da ergriffen die Dalekarlier die Waffen, stellten 
Gustav an die Spitze u. siegten ;u wiederholten Malen. Dadurch gewannen 
mich ihre übrigen Landsleute Muth u. nahmen nun mit Theil an: Kampfe zur 
Befrciuilg des Vaterlandes. Gustav wurde 1523 zum Könige von Schweden 
ausgerufen. Die Reformation, welche er besonders bei seinem Aufenthalte in 
Lübeck liebgewonnen hatte, führte er in seinem Reiche auf schonende u. fried 
liche Weise ein (1529). Dabei standen ihm vorzüglich die Brüder Olaf und 
Lorenz P e t e r s o n (oder Petri), die in Witteilberg bei Luther studirt hatten, 
mit ihrem Rathe u. ihrer Thätigkeit zur Seite. Dieser Gustav Wasa (er starb 
1500) war der Großvater des berühmten Gustav Adolf, welcher der Retter der 
deutschen Protestailten im 30jährigen Kriege ward. 
Auch in Frankreich schlossen sich Viele der Reformation an. Allein 
schon unter dem Könige Franz I. u. noch mehr unter seinen Nachfolgern Heiil 
rieh II., Franz 11. u. Karl IX. wurden die Reformirten, die man spvttweise 
auch Hugenotten nannte, heftig verfolgt. Dennoch war es in mehr als 
einem Kriege nicht möglich, sie gailz zu besiegen. Da wurde in der Nacht vom 
23. bis 21. Aug. 1572 eine Schandthat gegen sie verübt, wie sie in der Ge 
schichte gesitteter Völker nicht weiter vorkommt. Weil man die Reformirten 
mit Gewalt nicht unterdrücken konnte: so lud man ihre Häupter zu einer da 
mals am Hofe stattfindenden Vermählung ein u. begegnete ihnen mit erheuchele 
ter Freundlichkeit. Aber in jener verhängnißvollen Nacht wurden sie überfallen 
u. in der Hauptstadt gegen 3000, im ganzen Reiche aber gegen 30,000 Refor 
mirte ermordet. Man nennt dieses entsetzliche Ereignis; die pariser. Blut 
Hochzeit oder B a r t h o l o mäusnach t. Dennoch konnte das protestantische 
Bekenntniß auch dadurch nicht ausgerottet werden. Als vielmehr im I. 1581» 
'Heinrich IV. auf den französischen Thron erhoben worden war: so verschaffte 
er ihnen durch das Edict (Befehl) von Nantes 1598 ungestörte Ausübung ihres 
Gottesdienstes. Aber Ludwig XIV. hob, von bösen Rathgebern bewogen, 1685 
dieses Edict ìvieder auf. Mit roher Gewalt suchte man die Reformirten zur 
römisch-katholischen Kirche ¿u bekehren, indem man ihnen Soldaten in die Häu 
ser legte u. durch diese sie barbarisch mißhandeln ließ. Viele aber verließen 
ihr unduldsames Vaterland u. fanden in Deutschland, England u. den Nieder¬ 
landen eine Zuflnchtsstätte. Auch die reformirten Gemeinden in Leipzig und 
Dresden sind von solchen Flüchtlingen gegründet worden. Und wohin diese 
kamen, dahin brachten sie außer ihrem Vermögen manche nützliche Kunst u. 
manches einträgliche Gewerbe. Frankreichs König aber hat durch sein Wüthen 
gegen die Sache des Evangeliums sich u. seinem Volke den größten Schaden 
gethan, indem er die Provinzen seines Reiches entvölkerte u. die gewerbfleißig 
sten seiner Unterthanen verjagte. Ja, er hat seinen Zweck nicht einmal erreicht. 
Denn trotz aller Verfolgungen gegen sie in früheren Jahrhunderten gibt es 
gegenwärtig noch sehr viele Protestanten in Frankreich, u. dieselben genießen, 
wenigstens dem Gesetze nach, obgleich sie noch vielfach beeinträchtigt werden, 
mit ihren katholischen Mitbürgern gleiche Rechte. 
Nicht geringe Kämpfe hatte die Reformation in England zu bestehen. 
Denn Heinrich vili, (er starb 1517) hatte sich zwar vom Papste losgesagt u. 
zum Oberhaupte der Kirche seines Landes erklärt (1531): aber für eine wirk¬ 
liche Verbesserung des Kirchenwescns durste Nichts geschehen. Erst unter sei¬ 
nem Sohne Eduard VI., etwa 1552, wurde durch Bucer, Cr an m er, 
Peter Martyr u. A. die Reformation eingeführt. Schreckliche Zeiten kamen 
über ihre Anhänger unter der katholischen Königin Maria Stuart, welche mit 
Feuer u. Schwert gegen sie wüthete. Auf dieselbe folgte aber schon 1558 ihre 
Schwester Elisabeth. Unter dieser erhielt die noch gegenwärtig in England be¬ 
stehende bischöfliche Hochkirche ihre Gestalt. In der Lehre ist dieselbe
	        
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