Full text: Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule

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worunter etwas Kartoffelmehl gemischt ist. Man bereitet sie aber auch 
noch auf eine andere Art zu. Die nicht völlig reifen Früchte werden 
abgenommen und aufgeschüttet, damit sie nachreifen. Sodann wirft man 
das von der Rinde und von dem Fruchtkerne abgesonderte Fleisch in 
tiefe, gepflasterte Gruben, bedeckt es mit Blättern und Steinen und 
läßt es gähren. Von diesem gegohrenen oder durchsäuerten Teige bildet 
man kleine Brode wickelt sie in Blätter und bäckt sie auf heißen Steinen. 
So hält es sich länger, als wenn es ungegohren geröstet wird, daher 
es die Tahitier (die Bewohner einer der Gesellschaftsinseln) auf weiten 
Reisen mit sich nehmen. Der Brodbaum läßt sich in heißen Ländern 
sehr leicht fortpflanzen. Drei Bäume ernähren einen Mann beinahe 
ein ganzes Jahr, und zehn derselben sind für eine nicht allzu zahlreiche 
Familie hinreichend. Sie tragen jährlich 9 Monate lang Früchte und 
ruhen nur ein Vierteljahr. Das Holz ist weich und gelblich und wird 
zwar zu allerlei Arbeiten benutzt, nimmt aber keine Politur an. Aus 
dem Splinte bereitet man Zeuge, und die Blätter dienen theils zum 
Einwickeln der Frucht beim Rösten und Backen, theils statt Tischtücher 
beim Speisen. Die abgefallenen männlichen Blüthen werden als Zunder 
benutzt. Der Saft, welcher nach gemachten Einschnitten aus dem Stamme 
hervordringt, gibt, mit Kokosmilch eingekocht, einen guten Vogelleim und 
mit Sagomehl, Zucker und Eiweiß, einen festen Kitt. Man hat bisher ver¬ 
gebens gesucht, diesen nützlichen Baum in Südeuropa anzupflanzen. Doch 
hat man die Hoffnung eines glücklichen Erfolges noch nicht aufgegeben. 
Der Affenbrodbaunr. 
Der gefingerte Baobab oder Affenbrodbaum hat seine Heimath an 
der Küste von Senegambien in Afrika. Er ist der größte unter allen 
Bäumen, wenn man den Umfang von 90 Fuß berücksichtigt; der Durch¬ 
messer des Stammes beträgt 25 bis 30 Fuß, und seine Zweige er¬ 
strecken sich auf eine verhältnißmäßige Weite. Die Äste, von ihrer 
Schwere niedergedrückt, senken sich mit ihren Spitzen zur Erde, wo¬ 
durch der Stamm bedeckt wird, und der Baum oft eine Flüche von wohl 
200 Quadratruthen einnimmt. Die Krone erreicht eine Höhe von mehr 
als 70 Fuß, so daß sie in den heißen Gegenden einen sehr wohlthäti¬ 
gen Schatten gewährt. Dieser Baum soll ein Alter von mehr als 
tausend Jahren erreichen. Die gefiederten Blätter werden getrocknet, 
dann klar gerieben und gegessen. Die länglichrunde, große Frucht, von 
der Gestalt einer Melone, enthält ein sehr wohlschmeckendes erfrischen¬ 
des, säuerlichsüßes Mark, welches die Affen außerordentlich lieben und 
so die Veranlassung zu der Benennung Affenbrodbaum gegeben haben. 
Die hohlen Stämme geben Wohnungen für ganze Negerfamilien ab. — 
Es find uns nun noch die ftrauch- und staudenartigen Gewächse 
übrig, von denen wir uns nur die hauptsächlichsten merken wollen.
	        
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