Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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von den Speisen Leim Hinunterschlucken hineinfalle. Diese Röhre heißt 
die Luftröhre. 
Das edle Werkzeug, die Lunge, welche diese Luft aufnimmt, be¬ 
steht aus zwei schwammigen Flügeln, die wie Blasbälge auf- und zu¬ 
gehen, was wir Athemholen oder das Athmen nennen. — Das 
aus dem Herzen auslaufende Blut nimmt um deswillen seinen Weg 
durch die Lunge, weil es hier erfrischt und gereinigt werden soll. 
Unter der Lunge befindet sich das Zwerchfell, eine Scheidewand zwi¬ 
schen Ober- und Unterleib, das sich heben und senken kann, um 
so das Athmen zu unterstützen. In der Brusthöhle befinden sich die 
Blutwerkzeuge, und in der Bauchhöhle die Verdauungs- und 
Ernährungswerkzeuge, welche man zusammen Eingeweide nennt. 
Indem die Lunge die Luft durch die an dem obern Ende der 
Luftröhre befindliche Stimmritze zurückstößt, bildet sie die Stimme. 
Unter einem natürlichen Panzer von Knochen, auf der linken Seite 
der Brusthöhle, liegt eins der edelsten Eingeweide — das Herz, da¬ 
mit 'es vor gefährlichen Stößen verwahrt bleibe. Es ist ein fleischiger, 
birnförmiger Körper, der aus zwei Hälften besteht. In jeder Hälfte 
liegen zwei Höhlen; die oben gelegene ist die Vorhöhle oder Vor¬ 
kammer, die unten an der Spitze gelegene die Herzkammer. 
Der vorhin berührte Lebenssaft wird von den Saugadern in die 
Blutadern geleitet, wo er sich mit dem Blute vermischt und zur rech¬ 
ten Herzkammer geführt wird. Von hier gelangt derselbe in die 
Lunge, verbindet sich mit der eingeathmeten Luft, strömt nun zu¬ 
rück durch die linke Herzkammer und dann durch die Pulsadern an 
alle Enden des Leibes und verbreitet so nach allen Theilen des Kör¬ 
pers Nahrung. Wenn dieses vollbracht ist, kehrt das Blut durch 
die Blutadern nach der rechts liegenden Herzkammer zurück (der 
große Kreislauf), geht dann wieder durch die Lunge (der kleine Kreis¬ 
lauf), um aufs neue gesäuert zu werden, damit es sein wohlthätiges 
Geschäft wiederholen kann. Dieser leicht bewegliche Theil, das Blut, 
welches den sechsten Theil des gesammten Gewichts eines ausgewach¬ 
senen Menschen ausmacht, wird in der mittleren Zeit des Lebens in 
jeder Minute durch etwa 70 Bewegungen des Herzens, Puls schlüge, 
und 18 Athemzüge in Bewegung erhalten. Wenn auch alle an¬ 
deren Glieder unseres Körpers ruhen, so ist doch das Herz vom ersten 
bis zum letzten Athemzuge unseres Lebens in steter Bewegung. So 
sind es denn viele tausend Millionen Male, daß das Herz im kurzen 
Menschenleben sich bewegt und der Athem aus- und eingeht! 
3. Bewegung. 
(Knochen und Muskeln.) 
Worauf ruht dieses wunderbare Kunstwerk, das man in Kopf, 
Rumpf und Glieder eintheilt? Auf zwei beweglichen Säulen, Beine 
genannt. — Klein und schmal ist die Fläche, auf welcher unsere Körper¬ 
masse ruht, und doch hinreichend, sie aufrecht zu halten. Das
	        
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