Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen

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auch Bruchspalten oder Schollenverschiebuugen, durch welche die Erdbeben einen 
nicht unwesentlichen Anteil an den Veränderungen der Gesteinshülle nehmen. 
Schiffer berichten über Geräusche und Stöße, die sie auf offener See wahr- 
nahmen, ohne daß am Wasserspiegel sich eine nennenswerte Bewegung merkbar 
machte. Man nimmt an, daß diese Erscheinung mit dem Beben des Meeresbodens, 
dem sog. Seebeben, zusammenhängt. 
8 9. 
Die Veränderungen der Gesteinshülle durch äußere Ursachen. 
1. Verwitterung. 
Jedes Gestein, so fest es auch sein mag, ist der Zerstörung ausgesetzt, sobald 
es an die Außenseite der Erdkruste gelaugt. Daher standen auch die Gebirge nie 
als die massigen Klötze da, als welche die obige Darstellung sie erscheinen ließ. 
Vielmehr waren von dem ersten Augenblicke ihrer Entstehung an mancherlei Kräfte 
an ihrer Oberfläche, wie überhaupt an der Gesteinshülle der Erde tätig, sie mecha- 
nisch zu zertrümmern und chemisch zu zersetzen. Die Gesamtheit dieser Vorgänge 
nennen wir die Verwitterung. 
Zunächst gebührt der Sonne ein hervorragender Anteil an der Zerstörung 
der obersten Gesteinsschichten. Je nach der Beschaffenheit ihrer Oberfläche, ihrer 
Lagerung, ihrer Farbe und Leitungsfähigkeit nehmen sie verschieden viel Wärme 
auf. Dadurch werden sie in verschiedenem Maße ausgedehnt, und ihre feste Ver- 
bindung hört auf. Dieselbe Wirkung wird durch den Unterschied zwischen der Er- 
wärmung der Gesteine am Tage und der Abkühlung in der Nacht hervorgebracht. 
In trockenen Gegenden, namentlich in Wüsten, ist er so groß, daß sie unter Klingen 
zerspringen. Im Laufe der Zeit zerteilt so die Soune die Steinbedeckung weiter 
Gesilde in immer kleinere Trümmer. 
Manche Felsarten saugen im Herbste die Niederschlagsfeuchtigkeit ein oder sammeln 
sie in ihren Ritzen und Sprüngen. Gefriert sie nun im Winter, so vergrößert sie 
ihr Volumen und zersprengt den Fels nach allen Richtungen. Er zerfällt im Früh- 
jähr dann in Schutt. Hochgebirge mit starken Winterfrösten sind daher der 
Schauplatz der großartigsten Gesteinszertrümmerung. 
Auch das Wasser an sich spielt bei diesen Vorgängen eine ungemein wichtige 
Rolle. Es löst chemisch und mechanisch viele Felsarten oder gewisse Bestandteile 
in ihnen auf. Ist es dazu selbst nicht im stände, so bedient es sich der ihm 
selten fehlenden Kohlensäure. Besonders sind der Wirkung des Wassers Kalk, Gips 
und Steinsalz unterworfen. 
Unter den Bestandteilen der Luft ist der Sauerstoff in dieser Hinsicht der 
wirksamste. Er veranlaßt die Elemente der Gesteine, ihre bisherige Verbindung 
aufzugeben und sich mit ihm zu verbinden. Ihr Zusammenhalt schwindet infolge- 
dessen. So überzieht sich der Basalt gleich dem Eisen mit einer Schicht ihn 
selbst zerstörenden Eisenoxyds. 
Endlich tragen auch die Pflanzen zum Zerfall der Gesteine bei, indem sie 
ihre feinsten Würzelchen in Spalten und Risse senden und sie erweitern, oder bei 
ihrer Verwesung die Bodenschichten mit Humussäure durchtränken. Der letztere Vorgang 
findet besonders in den Tropen mit ihrer üppigen Vegetation statt; der Boden
	        
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