Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

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154. Berlin. 
Mit dem Ende der allgemeinen Leipziger Ostermesse beginnt die 
Buchhändlermesse. Von der Großartigkeit der Preßerzeugnisse in Leipzig 
kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß von hier 
aus über 500 Buchhandlungen ihre Bücher in alle Welt hinaussenden. 
Der deutsche Buchhandel gliedert sich in den Verlags-, Sortiments- und 
Kommissionshandel. Verlags- und Sortimentshändler verhalten sich 
zueinander wie Groß- und Kleinhändler. Der erstere stellt die Druck¬ 
werke her und bringt sie auf den Markt, der Sortimentshändler bezieht 
seinen Bedarf vom Verlagshändler und muß immer die gangbarsten 
Bücher vorrätig halten. Der Kommissionshündler ist der Vermittler 
zwischen beiden. Durch den Kommissionshandel stehen alle deutschen 
Buchhändler miteinander in Verbindung. 
Die Stätten der Industrie befinden sich besonders in den Vorstädten 
und Vororten. Für Pianoforte-Fabrikation ist Leipzig der erste Platz 
Deutschlands. Außerdem sind die Schriftgießerei und die Herstellung 
von Wachstuch und ätherischen Ölen, von Gold- und Silberwaren u. s. w. 
von hoher Bedeutung. In Lindenau besinden sich Eisengießereien und 
eine Baumwollspinnerei; außerdem werden hier Näh- und Strickmaschinen, 
Chemikalien, Dachpappe, Holzzement, Stühle, Zigarren u. v. a. im 
großen hergestellt. Nach Schanze und Stötzner. 
154. Wertin. 
In einer flachen und sandigen Gegend zu beiden Seiten der Spree 
liegt Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und des Deutschen 
Reiches. Es ist die volkreichste Stadt in ganz Deutschland; ja Groß- 
Berlin hat bereits Paris an Volkszahl überflügelt und zählt jetzt 
3 Millionen Bewohner. 
Zur selben Zeit, als Heinrich der Löwe den Grund zu München 
legte, gab Albrecht der Bür den Anstoß zum Emporkommen Berlins 
und wie München, so ist auch Berlin, und zwar rascher noch als jenes, 
hauptsächlich in den beiden letzten Jahrhunderten mächtig gewachsen; 
im Jahre 1640 zählte es erst 6000 Einwohner. Seitdem es aber die 
Residenz der preußischen Könige geworden war, nahm es einen sehr 
raschen Aufschwung. Aber nicht bloß der Umstand, daß Berlin der 
Sitz einer so kräftig aufstrebenden Königsmacht war, wirkte vorteilhaft 
auf dessen Wachstum sondern auch seine günstige Lage. Es liegt näm¬ 
lich nahezu in der Mitte der Norddeutschen Tiefebene und in der Mitte 
zwischen Oder und Elbe, mit welch beiden großen Strömen es durch 
Spree, Havel und deren Kanäle aufs vorteilhafteste verbunden ist. Da¬ 
durch steht es mit zwei Meeren, der Nord- und Ostsee, in Verbindung,
	        
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