32. Was aus einem braven Handwerker werden kann. 39
sin großer Herr — aber niemals stolz; denn er erzählte seinen
Gästen gar zu gern von seiner Herkunft, seinem Handwerk, und
wie er sich geplagt.
Daß ihr nun wißt, wie ungeheuer reich er war, ist noch
nicht alles. Die Hauptsache ist, wie er seinen Reichtum anwandte.
Ich habe euch schon erzählt, daß Wohltun sein Glück war. Es
ist aber auch über die Maßen, wie er Wohltaten spendete. In
Marseille steht eine evangelische Kirche, die hat er fast ganz
allein aus seinen Mitteln erbaut. Die Bibelgesellschaft daselbst
hat er reich begabt; der katholischen Kirche in Hyöres ließ er
eine große Orgel bauen, ließ in der Stadt die Brunnen herstellen,
neue graben, stiftete ein Krankenhaus und dergleichen herrliche
Anstalten. Und daß ein solcher Mann seinen Geburtsort nicht
vergaß, versteht sich wohl von selbst.
Wenn ihr einmal nach Kippenheim kommt und den Namen
Georg Stulz nennt, so ziehen die Leute die Hüte ab und sagen:
»Gott vergelt’s ihm, was er an den Armen tat!« Dann zeigen
sie euch die Kirche, das Krankenhaus und so weiter und sagen:
»Das hat er alles gebaut und gestiftet!« Und kommt ihr nach
Karlsruhe, der Hauptstadt des schönen Badener Landes, so wird
man euch erzählen, daß er ungeheure Summen schenkte zur
Polytechnischen Schule, zum Armenhaus und zum Waisenhaus.
Das war ein edler Mensch. Als Schneiderlein ist er in die Welt
gezogen, blutarm, aber reich am Herzen. Da hat Gottes Segen
Früchte getragen. Der Name Georg Stulz wurde und wird nicht
nur von dankbaren Menschen sondern von Gottes Engeln liebend
und segnend genannt!
Sein Landesherr, der Großherzog von Baden, der gerne das
Verdienst seines Landeskindes ehren wollte, hat seine Brust mit
dem Orden vom Zähringer Löwen geschmückt und ihn nachmals
mit vielen Ehren in den Freiherrnstand erhoben.
Am 17. November 1832 starb in Hyöres der Freiherr Georg
Stulz von Ortenberg, wie ihn sein Landesherr benannte, und an
seinem Grabe flössen reiche Tränen der Liebe; denn er starb
als Vater der Armen und Bedrängten. In Kippenheim steht sein
Denkmal; aber das zerfällt mit der Zeit. Größer und schöner
ist dagegen das, welches er sich gründete durch Wohltätigkeits¬
anstalten, die fortdauern zum Segen der leidenden Menschen.
Horn.