Object: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

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Der Angeredete verbeugte sich zustimmend. 
„Höre, Richard, sage doch Muttern, der letzte Kuchen war wieder 
sehr jut. Aber vergisst nich!" Die Professoren, längst an Intermezzos 
dieser und ähnlicher Art gewöhnt, lächeln behaglich vor sich hin, wie wenn 
sie sagen wollten: „ganz im Stil des Alten", und nur Stabfuß beißt sich 
auf die Lippen, denn er ahnt, daß seinem Ansehen eine neue große Nieder¬ 
lage bevorstehe. 
„Na, Richard," fährt der Alte fort, „du willst also in die Gips- 
klasse?" — „Ja, Herr Direktor." — „Haste denn ovch Lust?" — „Ja, 
Herr Direktor." — „Hast' ooch schon gezeechnet?" — „Ja, Herr Direktor." 
„Na, dann zeechne mal 'n Ohr; aber aus'n Kopp! Stabfuß, geben 
Se mal Papier her un 'n Bleistift!" Der Angeredete gehorcht mit sü߬ 
saurem Gesicht. „So. Na, nu setzt' de dir hier an'n Disch und zeechenst." 
Unser junger Aspirant Int wie befohlen, zeichnet ein Ohr und über¬ 
reicht es dem neben ihm stehenden Stabfnß. Dieser, in begreiflicherweise 
höchst kritischer Laune, beginnt zu mäkeln, aber seine Geschicke vollziehen 
sich unabwendlich. 
„Geben Se mal her!" unterbricht ihn der Alte, klappt den grünen 
Schirm abermals in die Höhe, befühlt und beguckt das Papier von allen 
vier Seiten und sagt dann: „Stabfnß, bedenken Se — aus'n Kopp. Del 
Ohr is jut. Schreiben Se'n man in!" 
Und so kam Richard Lucae in die Gipsklasse. 
14. Hlfred Krupp, Von Rauns von Zobelttt?. 
Vierzig Lebensbilder. Bielefeld 1901. 8. 529. 
3n eiserner Zeit ein eiserner Mann! Ein ganzer Mann in allem 
seinem Schaffen und Tun, seinem Streben und Vollenden — ein 
Mann, der wie wenig andere durch eigene Kraft und eigene Tüchtigkeit sich 
emporgerungen hat, der aber nicht nur selbst Großes erreichte, sondern der 
auch Tausenden und Abertausenden zum allzeit bereiten Helfer und Wohl¬ 
täter wurde — ein Mann von weitem Blick und treuem Herzen, ein 
Mann von unerschütterlicher Tatkraft: das war Alfred Krupp. 
181k hatte der Vater, Friedrich Krupp, sein Stahlwerk errichtet, um 
den später so weltberühmten schmiedebaren Gußstahl herzustellen; der Um¬ 
fang des Werkes aber bewegte sich in den engsten Grenzen. Es fehlten 
ihm die Mittel, seinem Geschäft größere Ausdehnung zu verleihen, sein 
Geheimnis der Gußstahlbereitung im großen Maßstab zu verwerten. Von 
schweren Sorgen niedergedrückt, hinterließ er seiner Witwe und seinen 
Kindern bei seinem Tode 1826 ein zwar äußerst entwicklungsfähiges Unter¬ 
nehmen, dessen inneren Wert aber seinerzeit niemand verstand, niemand 
zu würdigen wußte. Die Leitung der Fabrik übernahm der älteste Sohn, 
ein Knabe von 14 Jahren.
	        
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