Full text: Mittelstufe (Teil 1)

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mußte dieser uor seinem Throne knien, und wenn ihn dann Otto mit der befahnten 
Lanze belehnte (berührte), so mußte er ihm mit zusammengelegten Händen geloben, 
daß er ihm alle Zeit treu und gehorsam sein und ihm folgen wollte, wohin er 
ihn entbiete. So erreichte der König das Ziel, das er sich gesteckt hatte, immer 
mehr: nämlich die verschiedenen Stämme des Deutschen Reiches zu einem Ganzen 
zu vereinigen und so das Reich einheitlich 31t gestalten. Zn seiner Zeit entstand 
für die Gesamtheit derselben zuerst die Benennung „deutsches Volk", und auch ihre 
Sprache wurde von jetzt an als „deutsch" bezeichnet. Aber auch nach außen hin 
erweiterte Otto seine Macht. Im Osten seines Reiches stellte er die Marken 
wieder her (Nordmark, Lausitz ?c.) lind setzte hier den Kampf gegen die Slaven 
fort. Dadurch gewann er das Land zwischen Elbe und Oder. Eine sagenhafte 
Kunde späterer Zeit meldet auch, daß Otto gegen die Dünen siegreich bis zur 
Nordspitze Jütlands vorgerückt sei. Hier soll er zum Zeichen seiner Herrschaft 
seinen Speer in die Wogen des Meeres geschleudert haben, das dadurch an einer 
Stelle den Namen „Ottensund" erhalten hat. 
7. Adelheid. Die erste Gemahlin Ottos hieß Editha. Sie weilte am 
liebsten in Magdeburg und trug viel zum Aufblühen dieser Stadt bei. Aber sie 
starb sehr früh. — Fünf Jahre nach ihrem Tode verheiratete sich Otto mit 
Adelheid, der Witwe des Königs Lothar von Italien. Als diese sich nämlich nach 
dem Tode ihres Gemahls nicht entschließen konnte, dem Sohne des Markgrafen 
Berengar ihre Hand zu geben, ließ sie Berengar, wie die Sage erzählt, in einen 
grauenhaften Kerker werfen. Nachdem es ihr jedoch mit Hilfe eines treuen 
Priesters gelungen tvar 31t entfliehen, rief sie Otto um Hilfe au. Dieser eilte 
sofort mit einem Heere nach Italien, unterwarf ihren Bedränger und ließ daun 
durch Gesandte um ihre Hand werben. Adelheid willigte freudig ein, und so 
ward zu Pavia die glänzende Hochzeit gefeiert. Durch diese Heirat wurde Otto 
auch König von Italien. 
8. Sorge für geistliche Bildung. Otto, der besonders seit dem Tode 
seiner ersten Gemahlin Editha seinen Sinn auf geistliche Dinge richtete, sorgte 
auch eifrig für christliches Leben in seinen Staaten. In der Hochschule zu Cöln 
wurden die Geistlichen ausgebildet, die dann ins Land gingen und in den ihnen 
zugewiesenen Ämtern und Klöstern für Veredelung der Sitten und Ausbreitung 
der Lehre sorgten. Ganz besonders aber lag ihm die Heidenmission am Herzen. 
Um das Evangelium zu den heidnischen Wenden zu bringen, gründete er nach 
lind nach die Bistümer Merseburg, Zeitz, Meißen, Brandenburg und Havelberg, 
die daun alle dem später (667) errichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt 
wurden. 
6. Schlacht auf dem Lechfelde. 955. Während Ottos Regierung kamen 
die Ungarn noch einmal nach Deutschland. In ungeheurer Zahl drangen sie 
durch Österreich in Bayern ein. „Nichts soll uns aufhalten," so prahlten sie, „es 
müßte denn der Himmel einstürzen oder die Erde sich auftun, uns zu verschlingen. 
Unsere Rosse werden eure Flüsse und Seen austrinken und eure Städte mit ihren 
Hufen zerstampfen." Sie kamen bis vor Augsburg; dort lagerten sie am Lech 
und suchten, die Stadt einzunehmen. Indes rückte Otto mit einem Heere heran 
und schlug auf der linken Seite des Flusses sein Lager auf. Am Morgen des 
Schlachttages ließ Otto im ganzen Heere einen Gottesdienst halten und nahm 
das Abendmahl. Dann wurde das Heer zum Kampfe ausgestellt. Als das die 
Ungarn sahen, konnten sie die Zeit des Angriffs nicht ertvarten und schwammen
	        
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