Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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nachlässigung nicht selten tödtlich. Besonders sind solche Leute, welche 
Reisig, Beeren rc. suchen, ihrem Bisse in Finger und Füße ausgesetzt. 
Denn durch das Leder der Schuhe dringt er nicht leicht. Ist man 
gebissen worden, so muß man die Wunde vorsichtig aussaugen oder 
ausschneiden, mit Milch, Lauge oder Urin waschen, das gebissene Glied 
unterbinden, auch kann man brennenden Schwamm oder eine glühende 
Kohle darauf legen. Auf jeden Fall aber muß man so schnell als 
möglich Hülfe bei einem Arzte suchen. Größere Thiere, wie Pferde, 
Rinder rc. sterben selten an einem solchen Biß, sondern schwellen nur 
an und kränkeln eine Zeit lang. Mäuse dagegen sterben fast augen¬ 
blicklich. Die Kreuzotter ist furchtsam und beißt nicht ungereizt. Aber man 
weiß freilich immer nicht, worüber einem solchen Thiere die Galle überläuft. 
Man kann sie leicht fangen, wenn man mit den: Stiefel auf ihren Hals 
tritt oder sie mit einem Gabclstocke an die Erde drückt und sie dann am 
Schwänze in die Höhe hebt. Natürlich ist hierbei immer Vorsicht nöthig. 
Jin Winter verkriecht sie sich in Baumhöhlen, Steinhaufen, in 
Maulwurfslöcher und hält da einen Winterschlaf. Wegen der Vertil¬ 
gung der Mäuse ist sie nützlich, doch wird man lieber andere weniger 
gefährliche Mäusevertilger haben. In der That braucht aber der Mensch 
sich nicht gar sehr um die Verminderung der Kreuzotter zu bemühen, 
wenn er nur die Feinde derselben gewähren läßt: den Bussard, den 
Storch, den Igel, selbst das Schwein. Von allen diesen wird die 
sonst gefürchtete Schlange ohne Nachtheil gefressen. 
27. Der Aal und dr'e Schlange 
„Betrachte mich einmal," 
Sprach eine Schlange zu dem Aal; 
„Bin ich nicht wunderschön? 
Hast du wohl eine Haut so schön gefleckt gesehn? 
Du bist zwar glatt, doch ich bin glatt und schön." 
„So," fragt der Aal, „bin ich nicht schön, wie du? 
Bin ich nur glatt? Wie geht's denn zu, 
Frau Nachbarin, 
Daß ich so wohl gelitten bin, 
Da jedermann vor deiner Schönheit graut 
Und, wenn er deine bunte Haut 
Im Grase sieht, 
Erschrickt und flieht?" 
Die wunderschöne Schlange spricht: 
„Man flieht! Warum? Das weiß ich nicht!" 
„Ich aber weiß es," spricht der Aal; 
„Auch wissen es die Leute alle: 
Auswendig glänzest du; inwendig bist du Gift und Galle." 
IV. Fische. 
28. Das Fifchlein 
(Gleim.) 
Ein klares Bächlein fließet 
Durchs grüne Wiesenthal, 
Darinnen schwimmen lustig 
Die Fischlein allzumal. 
Sie schwimmen auf und nieder 
Und sind so frank und frei, 
uuiu puu fiuut Uhu fiel, 
Die lieben Silberfifchlein, 
Rasch gleiten sie vorbetl
	        
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