Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Über einem blanken Steine 
Wälzt sie sich im Sonnenscheine, 
Und die Strahlen kitzeln sie 
In der Haut, sie weiß nicht wie. 
Weiß in wühligem Behagen 
Nicht, ob sie es soll ertragen, 
Oder vor der fremden Gluth 
Retten sich in ihre Fluch. 
31. 
Kleine, muntere Forelle, 
Weile noch an dieser Stelle 
Und sei meine Lehrerin! 
Lehre mich den leichten Sinn, 
Über Klippen weg zu hüpfen, 
Durch des Lebens Drang zu schlüpfen,. 
Und zu gehn, ob's kühlt, ob's brennt, 
Frisch in jedes Element. 
(25. Müller.) 
Der Aal. 
Der Aal hat die Gestalt der Schlangen und scheint auch ein wenig 
von der ihnen zugeschriebenen Klugheit zu besitzen. Um sich nämlich 
vor seinen Feinden zu verbergen und den Tag über in ungestörter Ruhe 
zubringen zu können, gräbt er sich vermittels seiner spitzen Schnauze eine 
geräumige Höhle in den weichen Grund der Gewässer und versieht sie, 
um bei Gefahr leichter entwischen zu können, mit zwei Öffnungen. Seiner- 
Nahrung geht er des Nachts nach. Nach den Erzählungen der Fischer- 
soll er um diese Zeit zuweilen seinen natürlichen Aufenthaltsort verlassen 
und sich auf daran stoßende Wiesen begeben, um Regenwürmer und 
Schnecken zu fangen. Große Aale sind so stark, daß sie einem Manne 
den Arm zerbrechen können, wenn sie sich darum schlingen. 
Lange Zeit hat man geglaubt, daß der Aal lebendige Junge ge¬ 
bäre; neuere Untersuchungen haben jedoch unzweifelhaft ergeben, daß er 
sich, wie andere Fische, durch Eier fortpflanze. 
Der Aal besitzt ein sehr zähes Leben und kann deshalb in feuchten: 
Grase weit verschickt werden. Sein Fleisch ist sehr schmackhaft, aber 
etwas schwer zu verdauen. 
32. Fischerleben. 
Wer gleichet uns freudigen 
Fischern im Kahn? 
Wir wissen die schmeidigen 
Fische zu sahn. 
Wir sitzen und schweben 
Geflügelten Lauf; 
Wir tanzen und heben 
Die Füße nicht aus. 
Bald hauchen uns säumende 
Lüftchen ans Ohr, 
Bold heben uns schäumende 
Wellen empor. 
Dann brüllt's an den Klippen 
Und Felsen hinan, 
Dann schüttern die Rippen 
Dem' taumelnden Kahn. 
Doch lacht nur des sausenden 
Sturms unser Muth, 
And erntet der brausendm 
Liefe Tribut. 
Wir freu'n uns des Meeres, 
So wild es auch scheint, 
Und trau'n ihm, als wär' es 
Mit Planken umzäunt. 
Wir fahren mit sinkendem 
Vollmond hinaus. 
Und kehren mit blinkendem 
Kahne nach Haus; 
Uns geben die Netze, 
Frühmorgens gestellt, 
Lebendige Schätze 
Und Abends schon Geld. 
Wohl bergen uns schützende 
Hütten die Nacht, 
Bis wieder das blitzende 
Sternchen erwacht; 
So geht es, und nimmer 
Geht's anders, als gut; 
Ein Fischer hat immer 
Gar fröhlichen Muth. 
(Chr. Overbeck.)
	        
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