2. Die Nachbaraemeinden — die Wege und
Landstraßen.*)
Wenn wir von unserem Wohnorte hinausgehen, so kommen wir in
jeder Himmelsrichtung endlich an eine Linie, wo unsere Gemeinde auf¬
hört, und eine andere Gemeinde anfängt. Diese Linie auf der Erde,
wo zwei Gemeinden an einander stoßen, bildet die Grenze zwischen
denselben. Denn so wie ein Garten an den andern oder ein Stück
Ackerland an das andere grenzt, so grenzt auch eine Gemeinde an die
andere. Wenn wir ein paar Stunden weit von hier gehen, so können
wir schon einige Nachbarorte oder Nachbargemeinden erreichen.
In welchem Nachbarorte seid ihr schon gewesen? — Die Nachbarorte
liegen nicht alle in derselben Richtung von unserm Wohnorte, sondern nach
dem einen geht man hier hinaus, und nach dem andern dort hinaus. —
Von einem Orte zum andern führen Wege. Sie sind entweder
Fußwege oder Fahrwege. Die breiten Fahrwege, welche schön ge¬
ebnet, fest und an beiden Seiten mit einem Graben versehen sind, heißen
Landstraßen oder Chausseen (spr. Schossten). Einige Orte liegen
nahe zusammen, andere weit von einander entfernt. Die Entfernung
eines Ortes von dem andern wird nach der Zeit berechnet, die ein
mäßig schreitender Mensch gebraucht, um den Weg von dem einen Orte
nach dem andern zurückzulegen. Diese Entfernung wird in Minuten
und Stunden, gewöhnlich aber in Minuten und Meilen ausgedrückt.
Eine solche Meile hat 100 Minuten und wird eine Postmeile genannt.
An einer Seite der Landstraßen sieht man steinerne, mit Zahlen beschrie¬
bene Pfähle, welche 1 Minute weit von einander entfernt stehen und
daher Minutenpfähle heißen. Wer's versteht, kann nach den darauf
stehenden Zahlen berechnen, wie viele Minuten oder Meilen die Ent¬
fernung eines Ortes von dem andern beträgt. Da, wo zwei oder meh¬
rere Wege auseinandergehen, steht gewöhnlich ein Handzeiger oder
Wegweiser, worauf man lesen kann, wohin jeder Weg führt, und wie
weit man noch von dem nächsten Orte entfernt ist.
Auf den Landstraßen sieht man viele Fußgänger, Karren und Wagen.
Hier rasselt ein Postwagen an uns vorüber, mit 2, 3 oder 4 Pferden
bespannt und einem Postillon (spr. Postilljong) auf dem Bocke. Dort
kommt ein großer Güterwagen mit breiten Rädern; er ist mit einem
weißen Leintuche überzogen. Vier und oft noch mehr Pferde können ihn
nur langsam von der Stelle ziehen, so schwer ist er mit Waaren be¬
laden. Das Dröhnen eines solchen Wagens, das Geklingel der Schel¬
len an den Pferden und das Klatschen der Fuhrleute mit ihren Peitschen
kann man oft schon in der Ferne hören. Besonders lebhaft ist es aber
auf den Landstraßen, wenn in einem benachbarten Orte Wochen- oder
Jahrmarkt gehalten wird. Da sieht man Fußgänger, die einen Trag¬
korb auf dem Rücken haben oder einen Schiebkarren vor sich herdrücken,
*0 Ehe Nr. 2 gelesen wird, müssen die Lage der Nachdargemeinden vom Wohnorte aus, und
deren Lage zu einander durch Punkte, so wie die Grenzen der Gemeinde und die vom Wohnorte
nach den Nachbarorten rührenden Hauptwege durch Linien auf der Schultafel veranichav-
licht werden.