Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Bald hat er ein Regiment kommandirt, 
Zuletzt tvard er Feldmarschall; 
Da hat ihn kein Fährmann mehr abgeführt, 
Sie respectirten ihn all'. 
Ein Gott den Soldaten, ein Teufel im Streit, 
Wie maß er der Schwedischen Heer 
Bei F ehr bell in die Läng' und die Breit'! 
Die eiserne Elle war schwer. 
Drum sag' ich: keiner steh' still in der Welt, 
Wen's antreibt, nur vorwärts, schnell! 
Wer ein Held kann werden, der werd' ein Held, 
Und wär's auch ein Schneidergesell'. 
(Fr. v. Salier.) 
32. Friedrich L, König von Preußen. 
(1701-1713.) 
Dem großen Kurfürsten folgte im Jahre 1688 sein Sohn 
Friedrich, als Kurfürst Friedrich III., in der Regierung. Er besaß 
zwar nicht die großen Eigenschaften seines Vaters; aber dennoch gingen 
die Verbesserungen des Landes unter ihm ununterbrochen fort, 
indem erst jetzt die Aussaat seines großen Vorgängers vielfältig zur 
Reife kam. Friedrichs ganzes Streben war auch daraus gerichtet, 
die Würde eines Königs zu erhalten. Und in der That hatte sich 
Brandenburg-Preußen so viele Verdienste um Deutschland erworben, 
daß es mehr, als irgend eine andere Macht diese Erhebung ver¬ 
diente. Aber als Kurfürst von Brandenburg konnte Friedrich nicht 
König werden, da er als Reichsfürst vom Kaiser abhängig war; 
er konnte das Herzogthum Preußen zum Königreich erheben, König 
von Preußen werden, aber auch hierzu bedurfte es der Zustimmung 
des Kaisers. Um die Königskrone zu erhalten, wandte er sich 
daher an den Kaiser Leopold und versprach, ihm dafür Beistand 
in allen seinen Kriegen zu leisten, und bei der Kaiserwahl seine 
Stimme jederzeit dem Hause Österreich zu geben. Des Kaisers 
Kanzler, Graf Kaunitz, aber sagte: „Die Könige von Preußen werden 
dem Kaiser nicht so folgsam sein, als die Kurfürsten von Brandenburg". 
Und später sagte der damalige Held Prinz Eugenius von Savoyen: 
„Der Kaiser sollte die Minister hängen lassen, die ihm einen so treu¬ 
losen Rath gegeben haben." Erst nach großen Schwierigkeiten ließ 
sich der Kaiser dazu bewegen, ihm die Würde eines Königs zu er¬ 
theilen. Friedrich eilte nun nach Königsberg, der Hauptstadt 
des Herzogthums Preußen, und setzte daselbst sich und dann seiner 
Gemahlin am 18. Januar 1701 mit eigener Hand die Königskrone 
auf, nachdem er Tags zuvor den schwarzen Adlerorden gestiftet 
hatte mit der Inschrift: Suum cuique, d. h. Jedem das Seine. 
Weil er der erste König in Preußen war, hieß er von nun an 
Friedrich I., König von Preußen. Unter seiner Regierung kam 
die Grafschaft Mörs 1702 (in der Rheinprovinz) durch Erbrecht 
an den Staat, und die Grafschaft Tecklenburg (in Westphalen)
	        
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