ihm nichr besser; seinen Bmder sandte er nach England, während er selbst dem
spanischen Hofe sein Unternehmen zu empfehlen suchte. Aber man hielt ihn
für einen Träumer, und einer meinte sogar in seiner Weisheit, wenn man da so
weit herumsegeln wollte, so müßte man ja zuletzt immer tiefer und tiefer hinun-
tergleiten und könnte dann am Ende den Wasserberg nicht wieder hinauf I Endlich
nach 5 Jahre langem Harren gelang es einem Freunde des Columbus, die edle
Jsabella, Königin von Spanien und Gemahlin Ferdinands des Katho¬
lischen, dahin zu vermögen, daß sie dem Columbus drei Schiffe übergab. In
einem Vertrage wurde feierlich festgesetzt, daß Columbus zum Großadmiral aller
neuen Meere" und zum Unterkönig aller Länder und Inseln, die er entdecken
würde, ernannt sei, daß ihm der zehnte Theil aller Einkünfte gehören, und daß
alle diese Würden und Vortheile auf seine Erben übergehen sollten. Die Schiffe
waren ziemlich mittelmäßig und klein, 120 Personen machten die ganze Beman¬
nung aus und die meisten von ihnen ließen sich nur ungern auf dieses, wie es
schien, tollkühne Unternehmen ein.
Am 3. August des Jahres 1492, kurz vor Sonnenaufgang, stieß die kleine
Flotte vom Lande ab, in Gegenwart unzähliger Zuschauer. Lange folgten die
Blicke den kühnen Abenteurern. Nach mehreren Tagen erhob sich ein Oftwind,
der die Fahrt rasch förderte. Bald war alles Land verschwunden. Ein entsetz¬
licher Gedanke für Menschen, die sich zum ersten Male auf einem von der ganzen
lebendigen Welt abgeschnittenen Gezimmer von Balken und Brettern den wilden
Wogen Preis gegeben sahen; rings umher Meer und Himniel, immer weiter und
weiter fortgetrieben, von einem Verwegenen angeführt, der keine andere Kunde
vom Ziele hatte, als die, welche seine Einbildung ihm vorspiegelte! Wahrlich,
es war den Beherztesten nicht zu verdenken, wenn ihnen bange wurde; wenn sie
den Rasenden verwünschten, der mehr als hundert Menschen so kaltblütig, wie es
ihnen schien, mit in sein eigenes Verderben zog.
Columbus flößte ihnen indessen durch seine eigene Ruhe Bewunderung und
Vertrauen ein. Unermüdet stand er mit Senkblei und Beobachtungsinstrumenten
auf dem Verdecke, schlief nur wenige Stunden und zeichnete auch das kleinste
Ereigniß auf. Wo er Angst und Traurigkeit bemerkte, da redete er freundlich
zu, die Murrenden heiterte er mit Versprechungen auf. Der Wind blies immer
stärker, und die Schiffe flogen wie Pfeile dahin. Am 1. Oktober waren sie schon
707 Seemeilen von ihrer Heimath entfernt. Ihre Angst wuchs von Stunde zu
Stunde. Da zeigte sich ihnen ein Hoffnungsstrahl. Ein ganzer Schwarm Vögel
setzte sich auf ihre Masten nieder. Aber sie wußten noch nicht, daß die Seevögel
viele hundert Meilen weit fliegen können. Einige Tage später war die See mit
grünem Meergrase bedeckt, so daß die Schiffs in ihrem Lauf fast aufgehalten
wurden. Aber Gras und Vögel verschwanden wieder, und die Armen sahen sich
aufs neue aüf dem weiten öden Ocean allein. Da brach. unter der Mannschaft
der «sturm des Aufruhrs endlich los; einige faßten sogar den verruchten Gedan¬
ken, den Columbus, wenn er sich weigere, zurückzukehren, über Bord zu wer¬
fen. Columbus stellte sich, als ob er ihre meuterischen Absichten gar nicht
merke, und es gelang ihm nochmals, sie durch sein heiteres Vertrauen zu besänf¬
tigen; er erklärte, daß er mit seinen bisherigen Fortschritten zufrieden sei und
gewisse Hoffnung habe, sein Ziel bald zu erreichen.
Vögel erschienen und verschwanden wieder; die Sonne ging auf und unter,
und die Schiffe flogen noch immer pfeilschnell nach Westen. Die Angst der
Schiffslmte verwandelte sich in Verzweiflung, und sie erklärten, daß sie nicht
weiter gehen würden. Da entfaltete Columbus die ganze Kraft seines Geistes.
Mit Festigkeit erklärte er ihnen, es sei alles umsonst, er werde von dem Unter¬
nehmen nicht abstehen, bis er mit Gottes Hülfe Indien gefunden habe. — Schwer¬
lich aber würde er im Stande gewesen sein, die verzagte meuterische Rotte noch
länger im Zaume zu halten, wenn sich nicht am folgenden Tage bestimmtere
Spuren von der Nähe des Landes gezeigt hätten. Rohr und ein Baumast
mit rothen Beeren schwammen auf sie zu und sogar einen künstlich geschnitzten
Stab fischten sie auf. Die Sonne war eben untergegangen. Columbus befahl,
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