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feit der Gewässer, eine schimmernde Bläue des Himmels, einen strahlenden Glanz
der nächtlichen Gestirne, wie er solche noch nie erlebt. Bald stießen sie auch aus
mehr gebildete und kriegerische Einwohner. Ihre Könige hießen Kaziken. Einer
derselben erzählte dem Columbus, freilich mehr durch Zeichen, als durch Worte,
daß zuweilen Feinde von den benachbarten karaibischeu Inseln sie überfielen,
die Gefangenen fortschleppten, brieten und — auffräßen. Auch gab er ihm eine
Menge Gold für kleine Messer, Spiegel, Schnüre und ähnliches^ Spielzeug, be¬
merkte ibm aber, das eigentliche Goldland sei weiter gegen Süden zu suchen.
Columbus gab dem Kaziken zu verstehen, er wolle auf seiner Insel (Hispaniola
oder Haity) eine kleine Festung zum Schutze gegen jene Menschenfresser erbauen
und eine Hülfsbesatzung darin zurücklassen, was denn die Emgebornen mit großer
Freude erfüllte. Columbus selbst mußte an seine Rückkehr denken, weil ein
Schiff ihm gescheitert war und ihm seine Begleiter nicht sehr zuverlässig schienen;
39 Spanier ließ er zurück, ermahnte sie zu einem friedlichen Benehmen gegen die
Indianer, nahm einige Eingeborne und Erzeugnisse ihres Bodens mit an Bord
und ging endlich am 3. Januar 1493 wieder unter Segel.
Ein fürchterlicher Sturm hätte aber den kühnen Seglern und ihren wichtigen
Nachrichten beinahe Vernichtung gebracht. Columbus, dem alles daran lag,
daß die wichtige Aufgabe seines Lebens, die er nun gelöst, der Menschheit nicht
verloren gehe, schrieb eilig eine Nachricht von seinen Entdeckungen aus Pergament,
steckte dies, sorgfältig verwahrt, in eine Tonne und warf sie ins Meer. Nun
erwartete er ruhig sein Schicksal. Doch sollte ihm die Freude zu Theil werden,
selbst das Gelingen seines Unternehmens zu berichten. Der Himmel klärte sich
auf und am 15. März 1493 lief Columbus in den spanischen Hafen von
Palos ein. Mit welchem Jubelgeschrei wurde er da von der gaffenden Menge
empfangen, die ihn vor 7 Monaten an eben der Stelle hatten abfahren sehen!
Man läutete die Glocken, feuerte die Kanonen ab und erdrückte ihn beinahe, als
er, ein frommer Christ, mit den Seinen in Prozession nach der Hauptkirche ging.
Der Hof hielt sich damals in Barcellona auf, und Columbus mußte daher
der Länge nach ganz Spanien durchziehen. Dies war ein wahrer Triumpbzug, und
nachdem er feierlich vor Ferdinand und Isabellen, die auf dem Throne
saßen, Bericht abgestattet, da herrschte ein Entzücken, eine Begeisterung in der
Versammlung, daß Columbus fühlte, er sei reichlich belohnt für alle Mühen
und Opfer, die er gebracht; es war der schönste Tag seines Lebens.
Durch ganz Europa flog das Gerücht von der neuentdeckten Welt und erfüllte
alle, besonders aber die Gelehrten, mit Bewunderung und Entzücken. Jetzt
wollte alles nach der neuen Welt, um mit Gold und Schätzen beladen nach
einigen Monaten wieder zurückzukehren. Mit Columbus segelten alsbald 1500
Menschen ab; neue Inseln wurden entdeckt, große Reichthümer zusammengescharrt.
Aber die armen Eingebornen wurden von den geldgierigen Spaniern schrecklich
mißhandelt und Columbus selbst, als ein Ausländer, mit Undank belohnt.
Der König hielt ihm den Vertrag nicht, sandte einen vornehmen Spanier als
Unterkömg an des Columbus Stelle, und dieser ließ sogar den edlen Mann
in Ketten legen. Der König sprach ihn zwar wieder frei, aber die ihm feierlich
zugesicherten Bedingungen des Vertrags wurden ihm nicht gehalten; und ob er
gleich noch drei Reisen unternahm und neue Länder entdeckte, so achtete man sei¬
ner doch nicht mehr, und von Kummer niedergebeugt, beschloß er 1506 lebens¬
müde seine Laufbahn. Seine Leiche wurde nach der Insel Cuba gebracht.
Nicht einmal den Namen hat er dem neuentdeckten Erdtheile gegeben, welcher
vielmehr nach einem fast verdienstlosen Florentiner, Amerigo Vespuci, der
behauptete, zuerst das Festland entdeckt zu haben, Amerika genannt wurde. Die
neuere Zelt suchte diese Unbill etwas zu vergüten, indem eine Republik des süd¬
lichen Amerika und der Hauptbezirk der Vereinigten Staaten Nordamerikas fick
den Namen Columbia beilegten.
Mag der Staub der Edlen modern,
Die dem Kampf fürs Rechte sich geweiht:
Ihres Ruhmes Flammenzüge lodern
In dem Tempel der Unsterblichkeit!